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Ausstellung
Fotografie in der Weimarer Republik

25. Januar bis 29. Mai 2022

Ausstellung *„Fotografie in der Weimarer Republik“*

Die ereignisreichen Jahre zwischen 1918 und 1933 waren entscheidend für
die Geschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland, im Positiven wie im
Negativen: 14 Jahre voller Gegensätze in Politik, Gesellschaft, Kunst
und Technik. Wie kaum ein anderes Medium hat die Fotografie das Gesicht
dieser Jahre geprägt. Die Ausstellung „Fotografie in der Weimarer
Republik“ wirft ab dem 25. Januar im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen
einen Blick auf diese turbulente Zeit.

/Gefährdete Republik/
Die demokratische Verfassung der Weimarer Republik war durch ihre
gesamte kurze Existenz umkämpft und gefährdet. Die durch den Krieg
entstandenen wirtschaftlichen und sozialen Probleme waren allerdings
groß. Hinzu kamen Putschversuche und erbitterte Straßenkämpfe der
verfeindeten Parteien verbunden auch mit einer Vielzahl politischer
Morde. In den Städten herrschte extreme Wohnungsnot, hungernde Menschen
gehörten zum Straßenbild. In der Weltwirtschaftskrise ab 1929
verschärfte sich die Situation weiter.

/Fotograf als Star/
Das Berufsbild des Fotografen änderte sich in der Weimarer Republik
radikal. Zunehmend wurden die Bildberichte in den großen Illustrierten
nicht mehr aus dem Bildmaterial verschiedener – oft ausländischer –
Agenturen zusammengestellt, sondern als Reportagen namentlich genannter
(Bild-)Autoren präsentiert. Fotobücher fanden große Aufmerksamkeit.
Einige Fotografen avancierten zu Stars.

/Gesellschaftliche Veränderungen, technische Fortschritte/
Die Zeit der Weimarer Republik war durch umfassende gesellschaftliche
Veränderungen geprägt, die klassischen Rollenbilder und Vorbilder aus
der Zeit des Kaiserreiches galten nicht mehr. Das besonders im
städtischen Umfeld vollkommen neue Rollenverständnis der berufstätigen,
selbstbestimmten Frau veränderte die Mode von Saison zu Saison radikal.
Mit Beginn der 1920er Jahre kam vor allem in Berlin ein fast überdrehtes
Lebensgefühl auf, das sich auch in neuartigen, meist aus den USA
übernommenen Tanzstilen ausdrückte. Die Menschen stürzten sich voller
Begeisterung in Tanzveranstaltungen, in Nachtclubs und in die vielen
neuen Varietés und Theater. Technische Neuerungen beschleunigten den
gesellschaftlichen Wandel. „Elektrizität für jedes Gerät“ war die
Devise. Immer leistungsstärkere Automobile wurden gebaut. Der Wille,
etwas Neues zu erschaffen und den Aufbruch vom ehemaligen Kaiserreich
zur demokratischen Republik zu gestalten, prägte auch die Architektur
der Weimarer Republik.

/Neue Bildmotive, neue Bildsprache/
Fortschritt und Veränderungen spiegelten sich natürlich auch in der
Fotografie der Zeit. Das Hauptaugenmerk der Fotografen galt dem Ausdruck
von Charakter und Wesensart eines Menschen. Bei der Suche nach einem
neuen Menschenbild, nach einer neuen Landschaft des Gesichts, zeigte
sich die Porträtfotografie in der Weimarer Republik so
experimentierfreudig wie nie zuvor. Ungewohnte Ansichten oder der Blick
von unten und oben wurden eingesetzt, Spontaneität wurde wichtig, das
Erfassen einer flüchtigen Bewegung, ebenso wie neue Posen und eher
spielerisch eingesetzte Accessoires. Zu Beginn der 1920er Jahre wendete
sich die Fotografie der Neuen Sachlichkeit der nüchternen Darstellung
der sichtbaren Welt in klaren Bildkonzepten zu. Die innovative
Bildsprache der Fotografie der Weimarer Republik im Grenzbereich
zwischen Dokumentarfotografie und Kunst beeinflusst die Bildmedien bis
heute. Der Blick auf den arbeitenden Menschen rückte ebenfalls ins
Geschehen. Die Bildkultur der Weimarer Republik ist durch die
Arbeiterfotografie nachhaltig geprägt worden. Sozialreportagen aus der
bislang völlig ausgeblendeten Lebenswelt der Arbeiter und der Welt der
Arbeitslosen wurden ein Thema der illustrierten Presse.

/Die Ausstellung/
Die Sonderausstellung „Fotografie in der Weimarer Republik“ ist eine
Übernahme aus dem LVR-LandesMuseum Bonn. In rund 350 Fotografien wirft
die Ausstellung einen Blick auf diese turbulente Zeit.
Originalfotografien, ergänzt durch Bücher, Zeitschriften, Zeitungen und
Postkarten sind in der Ausstellung in zehn Themen-Räumen zu entdecken:
Revolution und Republik / Tanz und Mode/ Das Ringen um die Republik/
Technik und Architektur/ Glanz und Elend / Neue Sachlichkeit und Neues
Sehen/ Arbeiterfotografie und Fotografierte Arbeit / Bauhaus und
Surrealismus Dada/ Sport / Porträt. Die Ausstellung ist als Rundgang
aufgebaut. Begriffe, Ereignisse und Personen, die in den
Ausstellungstexten mit einem Stern* gekennzeichnet sind, werden im
Begleitheft, welches in der Ausstellung kostenlos zur Verfügung steht,
ausführlicher erläutert.

Ein Kooperationsprojekt des LVR-LandesMuseums Bonn, der Stiftung F.C.
Gundlach Hamburg und der Deutschen Fotothek Dresden mit Unterstützung
von ullstein bild collection Berlin. Die Ausstellung ist gefördert durch
die Kunststiftung NRW. Sie wird im Rahmen des Verbundprojektes „100
jahre bauhaus im westen“ präsentiert. „100 jahre bauhaus im westen“ ist
ein Projekt des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft und der
Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. Zur Ausstellung ist
ein Katalog
<www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/fotografie_in_der_weimarer_republik-1960/>
zum Preis von 24,90 € im Museumsshop erhältlich.

Weitere Informationen auf www.industriemuseum.lvr.de. Besucherinfos und
Buchungen von Führungen bei kulturinfo rheinland unter Tel.:
02234/9921-555 (Mo-Fr 8-18 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr) oder
per Mail an info@kulturinfo-rheinland.de.

*Veranstaltungsort*
LVR-Industriemuseum, Peter-Behrens-Bau
Essener Straße 80, 46047 Oberhausen