Mailingliste

Ausstellung
Arbeitskämpfe

24. Mai bis 8. Oktober 2017

„Arbeitskämpfe“ in Hattingen
LWL-Industriemuseum Henrichshütte zeigt Fotografien von Michael Kerstgens

Am Mittwoch (24.5.) eröffnet der Landschaftsverband Westfalen-Lippe
(LWL) in seinem Industriemuseum Henrichshütte Hattingen die Ausstellung
„Arbeitskämpfe“ (bis 8. Oktober). Im Foyer zeigt der LWL über 80
Fotografien von Michael Kerstgens. Die Arbeiten entstanden zwischen 1984
und 2013 in England, Wales, im Rheinland und in Westfalen.

„Coal not Dole“
Kerstgens wurde 1960 in Llanelli, Süd-Wales, geboren. Er wuchs ab 1965
in Mülheim an der Ruhr auf, studierte an der Essener Folkwang-Hochschule
Fotografie, arbeitete als Dozent an der Hochschule Dessau und ist
Professor für Dokumentar-Fotografie an der Hochschule Darmstadt. Heute
lebt er mit seiner Familie in Oberhausen. Das Thema „Arbeitskämpfe“
zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeiten Kerstgens‘. Den Anfang
machte der große „Miners‘ Strike“ in England und Wales, Höhepunkt des
unter der Regierung von Margaret Thatcher eingeleiteten Niedergangs der
Bergbau- und Stahlindustrie in Großbritannien. Das hatte zunächst
biografische Gründe, wie Michael Kerstgens erläutert: „Die Fotografien
entstanden, weil es mich etwas anging.“ Zurück in Deutschland begegneten
ihm ganz ähnliche Bilder – in Rheinhausen, in Hagen und in Hattingen.
Die Forderung der Walisischen Bergleute „Coal not Dole“, frei übersetzt
„Arbeit statt Stütze“, ließe sich auch auf das Ruhrgebiet übertragen.

Beispiel Stahl: Während die Stahlproduktion sich weltweit seit 1985 mehr
als verdoppelt hat, ist die europäische Stahlindustrie um 20 Prozent
geschrumpft. „Der Strukturwandel ist keine lokale Herausforderung“,
erläutert Robert Laube, Leiter des Hattinger Industriemuseums. „Ob Kohle
oder Stahl, Wales oder Ruhrgebiet: Die Krise der Montanindustrie ist
seit einer Generation international.“ Kerstgens weitet den Blick von der
individuellen, lokalen Betroffenheit zum Verstehen von Mechanismen, die
weltweit wirkungsmächtig sind. „Arbeitskämpfe“ zeigt in eindrucksvollen
Schwarz-Weiß-Fotografien Mut und Verzweiflung jener Menschen, die den
Strukturwandel an der eigenen Haut zu spüren bekommen. Berührend sind
farbige Fotografien, die 30 Jahre später in Yorkshire entstanden. Rund
um das Hauptquartier der Bergarbeitergewerkschaft ist ein Revier im
permanenten Ausverkauf entstanden. „Statt des Arbeitsplatzes vererben
die Eltern ihren Kindern heute ihre Arbeitslosigkeit“, so Kerstgens über
die Bilderserie, die er „Poundland“ betitelt hat.

Eröffnung
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßt Monika Schnieders-Pförtzsch,
stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste.
Dr. Burkhard Zeppenfeld, Kurator der vom LVR-Industriemuseum
entwickelten Ausstellung, führt in Kerstgens‘ Fotografie ein. „Marta an
der Leine“ begleitet den Abend mit Arbeiterliedern.

Zur Ausstellung sind zwei Publikationen erschienen: „Coal not Dole. The
Miners‘ Strike 1984/85″ sowie „Aufruhrgebiet – Uproar Area“,
herausgegeben von Michael Kerstgens.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Henrichshütte
Werksstr. 31-33, 45527 Hattingen
www.lwl.org/industriemuseum/standorte/henrichshuette-hattingen