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Ausstellung
200 Jahre Friedrich Engels. Neuer Ausstellungsraum zur Baumwollspinnerei Ermen & Engels

*Neuer Ausstellungsraum zur Geschichte der Fabrik Ermen & Engels sowie
zur Person Friedrich Engels junior*

1837 gründete Friedrich Engels senior, der aus Barmen stammende Vater
des bekannten Kommunisten, gemeinsam mit seinem niederländischen
Geschäftspartner P. A. Ermen Baumwollspinnereien in Engelskirchen und in
Manchester. In Engelskirchen nutzte man zunächst die Kraft eines
Wasserrades und ergänzend einer Dampfmaschine. Anfang des 20.
Jahrhunderts setzte bei Ermen & Engels die Elektrifizierung – und damit
eine damals sehr moderne Form der Energiegewinnung – ein. Mithilfe
zweier Turbinen wurde die Wasserkraft nun in Strom für die
Spinnmaschinen umgewandelt.

Der Sohn, Friedrich Engels junior, absolvierte in den 1840er Jahren eine
kaufmännische Ausbildung in der Fabrik in Manchester. Die dortigen
Lebens- und Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter*innen prägten sein
Denken nachhaltig. In „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“
(1845) analysierte Engels die sozialen Missstände der
Industrialisierung. Sein Buch bezeichnete der Autor selbst als
„Sündenregister“ für das englische Bürgertum. Engels junior war davon
überzeugt, dass eine neue – kommunistische – Gesellschaftsordnung nur
mit einem revolutionären Umsturz zu realisieren sei. Er schloss sich den
Kämpfen im Revolutionsjahr 1849 an, verfasste gemeinsam mit seinem
Freund Karl Marx das „Kommunistische Manifest“ und begründete die
internationale Arbeiterbewegung mit. Die gemeinsame Arbeit von Marx und
Engels mündete in der Veröffentlichung des „Kapitals“.

Parallel war Engels auch Unternehmer. 1850 stieg er in die Fabrik in
Manchester ein. Einerseits umgab er sich mit Geschäftspartnern und
unterhielt eine repräsentative Wohnung; andererseits pflegte er eine
Liebesbeziehung zu Mary Burns – einer irischen Arbeiterin –, verfasste
kommunistische Artikel und engagierte sich in der Arbeiterbewegung.
Zeitlebens unterstützte er mit seinem Einkommen die Familie Marx und
weitere Freunde.
Garnknäul mit blauer Aufschrift: Blauschild Estremadura, Ermen & Engels
Engelskirchen

Auf knapp 100 Quadratmetern zeigt der neue Ausstellungsraum im
LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels mit vielen Exponaten und
Fotos sehr anschaulich die Fabrikgeschichte. Im Zentrum steht ein
interaktives Fabrikmodell und mittels kurzer animierter Videos können
die Besucher*innen einen Blick hinter die Mauern der Fabrik werfen und
verfolgen, wie Baumwollgarn entstand. Der Raum erläutert auch die
ambivalenten Sichtweisen von Vater und Sohn Engels auf die Chancen und
Nachteile der Industrialisierung für Arbeiterschaft und Unternehmer. An
einer Dialogwand sind dann alle gefragt, selbst zu entscheiden, was für
sie wichtig ist – ob Vermögen, Erfolg, Familie oder Gerechtigkeit. Und
nicht zuletzt geht es in der neuen Präsentation auch um Engelskirchen.
Der Ort wurde über das international agierende Unternehmen zu einem
Schauplatz der „großen“ Geschichte und verbindet sich mit anderen
prominenten Stätten der Industrie- und Sozialgeschichte des 19.
Jahrhunderts wie Manchester.

Anlässlich Friedrich Engels‘ 200. Geburtstag untersuchen ab dem 18.
August rund zehn künstlerische Arbeiten das Erbe des einflussreichen
Philosophen und politischen Aktivisten: Was bedeutet Arbeit heute, im
Zeichen gravierender Krisen und Veränderungen? Wie sehr ist unser Leben
von Arbeit durchwoben; ist gar das Leben selbst zu einer Form von Arbeit
geworden? Und: Wer ist das überhaupt heute, die „arbeitende Klasse“ – in
globalen Märkten und Netzen, digitalen Monopolen und neuen
Klassenkämpfen? Erweitert wird das Programm durch eine vielschichtige
Diskursplattform im Netz. Weitere Informationen hier
<www.engels-maschinen.de/>.

*Veranstaltungsort:*
LVR-Industriemuseum
Kraftwerk Ermen & Engels
Engels-Platz 2, 51766 Engelskirchen