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Auftakt
Auftakt der Symposienreihe „Ein Tag

Freitag, 25. Oktober 2019, 13.00 – 19.00 UHR

Symposienreihe „Ein Tag, ein Werk, ein Autor“
Schreiben und Arbeit – Peter Rühmkorfs „Selbst III/88. Aus der Fassung“.

Zeit seines Lebens hat Peter Rühmkorf sich damit befasst, wie der
Dichter zum Geld und zum „Fressen“ kommt. So ist in einem seiner frühen
Gedichte zu lesen: „Ich werde später Geld/ Aus meinen grausigen Visionen
schlagen –/ Kommt, gebt mir was zu fressen, ich habe Hunger.“ Nach
entbehrungsreichen Jahren in der Nachkriegszeit fasst Rühmkorf Fuß in
der jungen Bundesrepublik, als Kabarettist, Dichter, Kritiker,
Filmemacher, Gastdozent, Lektor und Intellektueller. Er ist etabliert,
ohne ein Etablierter zu sein. Er wird mit Preisen bedacht, wenn auch
spät (darunter der Georg Büchner Preis 1993), mit einer Werkausgabe
beehrt und kanonisiert. Zu seinem vielleicht außergewöhnlichsten Projekt
gehört die Arbeit Selbst III/88. Aus der Fassung, das die Entstehung
eines einzigen Gedichts in all seinen Entstehungsphasen zu dokumentieren
versucht. Am Ende steht ein fast 700 Seiten starkes Buch, radikal
durchsichtig und zugleich rätselhaft. Es ist bis heute ohne Vergleich in
der Literatur. Auch weil es sich traut, genau die einfachen Fragen zu
stellen¸ die am schwersten zu beantworten sind: „Wie arbeitet ein
Gedicht sich voran, und zwar in aller Bescheidenheit vom ersten Einfall
bis zum allerletzten Schlußpunkt? Wie gliedert sich ein lyrischer
Organismus in die Länge und Breite und nach welchen Gesetzen verketten
sich die Assoziationen überhaupt zu einem gesammelten Ganzen?“ Ja, wie
eigentlich? Und welche „Federzüge“, „Probierläufe“ und „Bauabfälle“
fallen an, wenn aus einem Einfall ein Wort, aus Worten Sätze, aus Sätzen
Verse und aus Versen ein Gedicht wird?

Zum 90. Geburtstag des in Dortmund geborenen Wahl-Hamburgers Peter
Rühmkorf lädt der Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur der TU
Dortmund gemeinsam mit dem Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur
der Arbeitswelt zu einem Symposium ein. Das Thema stellt sich bei diesem
Jubilar (fast) von selbst: Schreiben ist Arbeit – nur welche? Mit
Beiträgen von Jan Bürger (Marbach), Hans-Edwin Friedrich (Kiel), Lydia
Michel (Marbach), Verena Paul (Saarbrücken), Hartmut Steinecke (Paderborn).

PROGRAMM
13.00 Uhr
Martin Stingelin (Dortmund)
Eröffnung, Grußworte

13.30-14.30 Uhr
Hartmut Steinecke (Paderborn)
„Selbst III/88 — Persönliches, Methodisches, Wünschenswertes…“

14.30-15.30 Uhr
Louisa Meier und Felix Latendorf (Berlin)
„Selbst III/88 – Edition und Digitalisierung“

15.30-16.00 Uhr
Pause

16.00-17.00 Uhr
Hans-Edwin Friedrich (Kiel)
„Lyrik und Markt“

17.00-18.00 Uhr
Verena Paul (Saarbrücken)
„Zwischen Himmelsplankton und Erdenstoff. Peter Rühmkorfs poetologische
Reise zum guten Gedicht“

18.00-18.15 Uhr
Pause

18.15-19.15 Uhr
Jan Bürger (Marbach)
Sternschnuppen und Ausdruckskunst: Peter Rühmkorfs Nachlass im Deutschen
Literaturarchiv Marbach als Spiegel seiner Einfallskunde

20.00 Uhr
Gemeinsames Abendessen

Veranstaltungsort:
Literaturhaus Dortmund
Neuer Graben 78, 44137 Dortmund