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LWL-Museum für Archäologie und Neue Leitung
*Melanie Wunsch bringt neuen Schwung ins LWL-Museum für Archäologie und
Kultur*
Mit Herz für das Ruhrgebiet: Seit gut zwei Wochen ist Melanie Wunsch
neue Leiterin des LWL-Museums für Archäologie und Kultur in Herne. Die
in Duisburg lebende Ausstellungsmanagerin will die Sichtbarkeit des
Ortes erhöhen und eine stärkere Bindung zu den Menschen aufbauen. Ihr
Ziel: Das LWL-Haus soll ein Museum für alle sein, wo Besuchende lernen,
sich austauschen und staunen können. In Herne soll die Vielfalt und
Identität des Ruhrgebiets von der Steinzeit bis heute erlebbar werden.
/Was hat Sie bewogen, nach Herne zu wechseln?/
Melanie Wunsch: Aus dem Ruhrgebiet in das Ruhrgebiet für die Menschen,
die hier leben. Ich bin mit dieser Region verwurzelt und finde es sehr
schön, im westfälischen Landesmuseum dazu beitragen zu können, dass die
hier lebenden Leute verstehen, wie lange es in ihrer Region eigentlich
schon Menschen gibt, wie das Leben hier früher einmal aussah, welche
Einflüsse und Innovationen z.B. durch Migrationen von Menschen
hierhergekommen sind und wie sich alles bis heute entwickelt hat. Wenn
ich erzähle, dass ich Archäologin bin, sagen die meisten: „Oh, das
wollte ich auch immer machen“ und „Haben Sie schon einmal in Ägypten
gegraben?“ Mir ist es wichtig, dass die Leute erfahren und wertschätzen,
was hier vor ihrer Haustür an Geschichte(n) im Boden liegt. Dieses
Wissen trägt zu ihrer Identität bei und fördert gleichzeitig Offenheit
und Toleranz gegenüber anderen Menschen. Denn niemand war schon immer
hier. Das Ruhrgebiet war früher und ist heute ein Hotspot für das
Zusammentreffen von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen
Hintergründen. Bei meiner bisherigen Arbeit, u.a. in den letzten elf
Jahren als Ausstellungsmanagerin im Neanderthal Museum, habe ich mich
mit den großen Fragen der Menschheit beschäftigt. Wer sind wir, woher
kommen wir, wohin gehen wir? Mit dem Wissen aus unserer Vergangenheit
können wir die Geschehnisse in der Gegenwart besser beurteilen und uns
überlegen, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten möchten. Dieses
Leitbild bestimmt meine tägliche Arbeit.
/Was zeichnet das LWL-Museum für Archäologie aus Ihrer Sicht aus?/
Das LWL-Museum präsentiert regionale Geschichte aus fast 300.000 Jahren,
verbindet diese aber auch mit dem zeitgleichen Geschehen außerhalb
Westfalens und ordnet es so in einen größeren Kontext ein. Die
Gestaltung der Dauerausstellung in Form einer riesigen
Ausstellungsfläche ist ebenso attraktiv wie außergewöhnlich. Besuchende
werden sozusagen Teil der Ausgrabung und sind mittendrin, wenn es um das
Dokumentieren, die Bergung und die Auswertung der Befunde und Funde
geht. Eine solche Präsentation von Archäologie und Forschung gibt es in
keinem anderen Archäologie-Museum in Deutschland. Ich liebe die
raumgreifenden Inszenierungen im LWL-Museum für Archäologie. Die Balver
Höhle zieht mich immer wieder magisch an. Wer schon einmal in einer
Höhle war, kennt die besondere Atmosphäre. Ich finde aber auch den
Nachbau eines Großsteingrabes aus Warburg mit Glasscheiben sehr
gelungen. Die Dimensionen einer solchen Anlage werden den Besuchenden
dadurch erst bewusst. Und auch hier spürt man die Besonderheit des
Ortes. Darüber hinaus entdecke ich aber auch immer wieder kleine
Objekte, die leise ihre Geschichte erzählen.
/Was haben sie mit dem LWL-Museum vor? Worauf dürfen sich die
Besuchenden freuen?/
Es ist mir wichtig, mit Ausstellungen und Vermittlungsformaten möglichst
alle Menschen abzuholen. Niedrigschwellige Zugänge zu komplexen Inhalten
zu schaffen, verständliche Botschaften zu vermitteln und zum Austausch
anzuregen. Ich wünsche mir, dass das LWL-Museum in der Stadt Herne und
in der Umgebung sichtbarer wird. In Zeiten, in denen unsere
demokratische Grundordnung bedroht wird, werden wir als Museum ein
sicherer Ort des Lernens und des Austausches für unterschiedlichste
Menschen sein. Der Spaß und das Staunen dürfen auch nicht zu kurz
kommen. Mit innovativen und kreativen Ideen werden wir im Team an neuen
Inszenierungen und Ausstellungen arbeiten, die bei unseren Besuchenden
Aha-Effekte und Wow-Erlebnisse auslösen. Menschen auf diesem Weg für
Geschichte zu begeistern und sie darüber näher zusammenzubringen, ist
eine sehr sinnstiftende Arbeit, die ich mit ganzem Herzen und aus voller
Überzeugung jeden Tag gerne leiste. Die Besuchenden und ihre Bedürfnisse
immer im Fokus zu haben, wird auch in Zukunft eine bedeutende Rolle
spielen. Wir machen Museum nicht für uns, sondern für die Menschen da
draußen.
/Vita/
Wunsch studierte Vor- und Frühgeschichte und Keltologie an der
Philipps-Universität Marburg. Nach der Leitung verschiedener
archäologischer Ausgrabungen in Hessen, Sachsen und NRW wechselte sie
2011 in die Museumsarbeit und wirkte an der Entstehung der
Dauerausstellung im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz mit.
Seit 2014 war sie im Ausstellungsmanagement des Neanderthal Museums in
Mettmann tätig. Sie entwickelte Wechselausstellungen zu verschiedenen
kulturhistorischen Themen und war als Projektleiterin zuständig für die
von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Ausstellung „2
Mio Jahre Migration“. Seit 2019 war sie Leiterin des
Ausstellungsmanagements im Neandertal Museum. In dieser Zeit entwickelte
sie Ausstellungsformate mit neuen Technologien zu aktuellen
gesellschaftlichen Themen in Verbindung mit archäologischer Forschung.