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Vortrag
Auguste Victoria
Tag des Offenen Denkmals
Bildvortrag: *Auguste Victoria, die „Kirchenjuste“ – Das kulturelle,
soziale und politische Wirken von Deutschlands letzter Kaiserin*
Referent: Dr. Thomas Parent
Bereits der Veranstaltungsort verweist auf die Deutsche Kaiserzeit: Otto
von Bismarck war 1871 der wesentliche Initiator des Deutschen
Kaiserreichs der Hohenzollern, das 1918 in der Novemberrevolution sein
Ende fand, als Kaiser Wilhelm II. ins Exil nach Holland floh. Noch heute
gibt es im Ruhrgebiet zahlreiche Zeugnisse dieser Epoche, vor allem
Straßennamen, aber auch Hohenzollern- und Bismarck-Denkmäler. In der
Christuskirche in Gelsenkirchen-Bismarck wird aktuell die Ausstellung
„Preußens Gloria“ gezeigt, mit dem Untertitel „Protestantismus und
Militarismus im Reich der Hohenzollern“. Der Vortrag von Thomas Parent
(1983-2013 stellv. Direktor der LWL-Museen für Industriekultur) ergänzt
diese Ausstellung.
Anders als Wilhelm II. verschwand seine Ehefrau Auguste Victoria nach
dem Ersten Weltkrieg sehr schnell aus der öffentlichen Erinnerung. Schon
vor dem Ende der Monarchie war sie als „Kirchen-Juste“ belächelt worden;
ihre Hofdamen galten aufgrund ihrer öffentlich zur Schau gestellten
Frömmigkeit als „Halleluja-Tanten“. Trotzdem lohnt sich eine
Beschäftigung mit der Biographie der Monarchin, die in der Endphase des
Kaiserreichs als „starke Frau“ die Politik ihres Ehemanns maßgeblich
beeinflusste und ihn 1918 an einer rechtzeitigen Abdankung zugunsten des
ältesten Enkelsohns hinderte. Eine solche Abdankung hätte vermutlich ein
Weiterbestehen der Herrschaft der Hohenzollern – allerdings
parlamentarisch kontrolliert – ermöglicht und der deutschen Geschichte
vielleicht eine andere, positive Wendung gegeben.
Der Vortrag akzentuiert auch das soziale Wirken Auguste Victorias, die
seit 1890 in Preußen den Bau von mehr als hundert protestantischen
Kirchen angeregt und finanziell gefördert hat. Angegliedert waren
Gemeindehäuser mit Sozialstationen, wo die Arbeiterfrauen eine
verantwortungsbewusste Haushaltsführung und hygienische Säuglingspflege
erlernen konnten. Zur Einweihung erhielt jede Gemeinde – auch in
Gelsenkirchen – eine Altarbibel mit einem persönlichen Widmungsspruch.
Die Kaiserin hat mehrfach das Ruhrgebiet besucht, vor allem die
Krupp-Familie in Essen. In Marl, wo 2015 die Zeche „August-Victoria“ als
zweitletztes Bergwerk im Revier die Förderung endgültig einstellte,
steht eine Denkmal-Skulptur der Monarchin in der Fußgängerzone des
Stadtteils Hüls.
Weitere Information: Förderverein der ev. Christuskirche
Gelsenkirchen-Bismarck e.V., Bismarckstraße 292, 45889 Gelsenkirchen,
Tel. 0209/3891951,info@foerderverein-christuskirche.de
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Veranstaltungsort*
Evangelische Christuskirche
Trinenkamp 46, Gelsenkirchen-Bismarck