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Ausstellung
Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw
Neue Sonderausstellung im LWL-Museum Henrichshütte
*bis 29. September 2024
Die Ausstellung „Nach China? Das Fotoalbum des Hugo von Königslöw“
vereint historische Fotografien eines preußischen Beamten aus der
Kolonialzeit mit zeitgenössischen Aufnahmen aus der Millionenmetropole
Qingdao, wo viele der kolonialen Gebäude des ehemaligen Tsingtau
erhalten sind. Hugo von Königslöw gehörte 1898 zu den ersten
Kolonialisten, die es nach Tsingtau zog. Im Auftrag der
Schantung-Bergbau-Gesellschaft sollte er die dortigen
Steinkohlenvorkommen untersuchen, die unter deutscher Leitung
ausgebeutet und über den Hafen des Fischerdorfs verschifft werden
sollten. Nur wenige Monate zuvor hatten deutsche Truppen die Bucht von
Kiautschou im Osten Chinas besetzt und die chinesische Regierung zu
einem Pachtvertrag gezwungen. Tsingtau wurde nach deutschem Vorbild zum
Marinestützpunkt und Verwaltungssitz ausgebaut.
/Das China-Album /
Von seiner Reise brachte von Königslöw ein Album mit, das in der Familie
von Generation zu Generation weitergereicht wurde. Durch glückliche
Umstände blieb es erhalten und konnte vom Deutschen Bergbau-Museum
Bochum gesichert werden. Für die Ausstellung wurden die Motive aufwändig
reproduziert und werden nun erstmals öffentlich präsentiert. „Die
Fotografien vermitteln nicht nur ein spannungsreiches Bild der
aufstrebenden Kolonie, sie sind gleichzeitig auch ein wichtiges Dokument
der Fotografie-Geschichte und spiegeln den Weg der Fotografie zum
Massenmedium wider“, erklärt Stephan Sagurna vom LWL-Medienzentrum für
Westfalen, Kurator und Ideengeber der Ausstellung. Mit Einführung der
industriell hergestellten Trockenplatte wurde die Fotografie in den
1880er Jahren auch für Amateure beherrschbar, auch wenn das
Fotografieren zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch das Hantieren mit
hölzernen Plattenkameras, die Arbeit mit Stativ und schwarzem
Einstelltuch sowie eine aufwändige Laborverarbeitung der einzelnen
Glasplatten-Negative bedeutete.
Nachdem Hugo von Königslöw in Tsingtau eine Fotoausrüstung gekauft
hatte, galt sein fotografisches Interesse Landschaften, Menschen und
besonderen geologischen Formationen. Seinen Fotografien ist die
„Handschrift“ eines Amateurs anzusehen – immer wieder schreiben sich
Fehler, die sich während der Aufnahme und der folgenden
Laborverarbeitung ereigneten, in seine Bilder ein. Ergänzt wurden seine
Bilder von gekauften Stadtansichten aus Tsingtau, die sich in ihrer
fototechnischen Qualität deutlich unterscheiden. Aus den USA fanden
ausschließlich gekaufte Fotografien den Weg in das Reise-Album.
/Amerika/
Auf seiner Rückreise durch die USA ergänzte von Königslöw sein
Reisealbum mit gekauften Fotografien. Neben touristischen Motiven, die
entlang der Eisenbahntrassen als Souvenirs verkauft wurden, finden sich
Motive von spektakulären Felsformationen und Bergbaulandschaften des
Gold Belt in Colorado. Ihre Auswahl spiegelt das Interesse des
Bergbaufachmanns. Von besonderer fotohistorischer Bedeutung sind die
Fotografien des US-amerikanischen Landschaftsfotografen George Fiske
(1835 – 1918) mit Motiven aus dem Yosemite-Nationalpark in Kalifornien.
Durch zwei verheerende Brände ist das Fotoarchiv des bedeutenden
Fotografen fast vollständig vernichtet worden. Die Fotografien des
Albums zählen daher zu den wenigen weltweit heute noch erhaltenen
Originalen.
/Qingdao heute/
2023 ging die in Berlin lebende Journalistin Charlotte Ming in ihrer
Heimatstadt Qingdao auf eine fotografische Spurensuche. In der
Millionenmetropole sind heute noch viele der kolonialen Gebäude des
ehemaligen Tsingtau aus der Zeit um 1900 erhalten. Mit ihrer Kamera
suchte Charlotte Ming Schauplätze des historischen Fotoalbums auf und
fotografierte das moderne Qingdao in Farbe und mit einem feinen Gespür
für die Bildwelten Hugo von Königslöws. „Für die Henrichshütte schließt
sich mit der postkolonialen Sicht auf das China-Album des Hugo von
Königslöw ein Kreis. Nachdem in den 1980er Jahren, knapp 100 Jahre
später, der Hochofen 2 in Hattingen ausgeblasen wurde, zerlegten ihn
chinesische Ingenieure, um ihn anschließend in China wieder für die
Produktion von Roheisen in Betrieb zu nehmen“, erklärt Dr. Olaf
Schmidt-Rutsch, wissenschaftlicher Referent im LWL-Museum Henrichshütte.
Ein ausstellungsbegleitender Katalog ist zum Preis von 22 Euro im
Museumsshop und im Buchhandel erhältlich.
*Veranstaltungsort*
LWL-Museum Henrichshütte
Werksstr. 31-33, 45527 Hattingen