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Zeitzeugenrunde
Zeitzeugenrunde zur Rettung der Maschinenhalle und Buchvorstellung

Sonntag, 8. Dezember 2019, 15.00 Uhr

Zeitzeugenrunde zur Rettung der Maschinenhalle und Buchvorstellung

Vor 50 Jahren, genau am 30. Dezember 1969, teilte Landeskonservator
Hermann Busen dem Vorstand der Rhein-Elbe Bergbau AG schriftlich mit,
dass ihn der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen gebeten habe, die
Maschinenhalle der Dortmunder Zeche Zollern II/IV unter Denkmalschutz zu
stellen und einem geplanten Abbruch die Genehmigung zu versagen: „Diesem
Wunsch möchte ich hiermit nachkommen.“ Heute gilt die 1902/03 errichtete
Zollern-Halle als Baudenkmal von europäischem Rang, ihre Rettung als
Initialzündung für technische Denkmalpflege und Industriekultur im
Ruhrgebiet und weit darüber hinaus.

Die Rettung der Maschinenhalle steht im Mittelpunkt einer
Zeitzeugenrunde, zu der der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am
Sonntag um 15 Uhr in sein Industriemuseum Zeche Zollern einlädt. Dr.
Thomas Parent, langjähriger stellvertretende Direktor des
LWL-Industriemuseums, spricht mit Gerhard Brune und Volker Spiekermann,
dessen Vater 1969 Hausmeister auf Zollern II/IV war. Zeitzeuge Eduard
Erdmann wird über die 1973 gescheiterten Pläne, die Maschinenhalle als
Eisenbahnmuseum zu nutzen, berichten. Am Ende der Veranstaltung stellt
das LWL-Industriemuseum ein neues Buch vor, das aus Anlass des Jubiläums
erschienen ist. Es zeichnet die Geschichte der Maschinenhalle und ihrer
maschinellen Ausstattung nach und ordnet sie in historische
Zusammenhänge ein (Die Maschinenhalle. Zur Geschichte der Zeche Zollern
II/IV in Dortmund. Hg. LWL-Industriemuseum, Thomas Parent, Martin
Lochert, Dirk Zache, Anne Kugler-Mühlhofer, Essen 2019. ISBN
978-3-8375-2196-2, 19,95 Euro).

Hintergrund – die Rettung der Maschinenhalle
Die Betriebskarriere von Zollern II/IV war kurz und unspektakulär.
Bereits 1955 endete hier die Steinkohlenförderung, elf Jahre später dann
auch die Personenseilfahrt. Danach verwahrloste die Anlage zunehmend.
Die Stadt Dortmund plante, das Zechengelände als Gewerbegebiet
nachzunutzen. Als Gerhard Brune, der zuständige Abteilungsleiter des
Stadtplanungsamts, im Februar 1969 beim Landeskonservator anregte, dass
eine denkmalpflegerische Erhaltung der Maschinenhalle „dringend geboten“
sei, stieß er dort zunächst auf Unverständnis. „Das darf doch nicht wahr
sein!“, lautete der erboste Kommentar des Dortmunder Denkmalpflegers
Werner Kleffmann nach dieser Absage. Im Herbst 1969 schrieb die
Eigentümergesellschaft die Maschinenhalle zum Abbruch aus. Sie rechnete
mit einem Schrotterlös von 19.000 DM für die Fördermaschine von 1902.
Es waren wenige „Einzelkämpfer“, die sich damals für die Rettung des
Baudenkmals engagierten, an erster Stelle der Dortmunder Architekt und
Hochschullehrer Hans Paul Koellmann sowie das Fotografen-Ehepaar Bernd
und Hilla Becher. Ein demonstrativer Zollern-Besuch der Hagener
Van-de-Velde-Gesellschaft sorgte am 26. Oktober 1969 für deutlich mehr
Publizität des Themas in der Presse. Entscheidend für den Stopp der
Abbruch-Pläne wurde vier Tage später ein Brandbrief der Retter-Gruppe an
den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Heinz Kühn, der den
Landeskonservator schließlich bat, die Halle unter Schutz zu stellen.

Führung am Wochenende
Das Führungsprogramm am Wochenende startet am Samstag (8.12.) um 15 Uhr
mit einer Themenführung zur Sicherheit und zum Rettungswesen im
Ruhrbergbau. Sonntag (9.12.) finden wie gewohnt um 11 und 12.45 Uhr
unter dem Titel „Schloss der Arbeit“ Führungen über die Tagesanlagen
statt. Wer sich näher für die Maschinenhalle interessiert, kann an der
Führung um 14.30 Uhr teilnehmen. Durch die Dauerausstellung in der Alten
Verwaltung startet um 16 Uhr eine öffentliche Führung. Die Führungen
sind kostenlos, bezahlt werden muss nur der reguläre Museumseintritt
(Erwachsene 5 Euro, Kinder und Jugendliche frei).

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5, 44388 Dortmund
www.lwl-industriemuseum.de