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Zeitschrift Forum Geschichtskultur Ruhr 2/21

*Zeitschrift FORUM GESCHICHTSKULTUR RUHR 2/21, Schwerpunkt „Ruhrgebiet
international“*, hrsg. v. Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Forum
Geschichtskultur an Ruhr und Emscher, Regionalverband Ruhr / Route
Industriekultur, Ruhr Museum, Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets und
Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, 120 Seiten, ISSN
1436-7661, 7,95 €

Das Schwerpunkthema „Ruhrgebiet international“ verdankt sich zwei für
die Geschichte der internationalen Beziehungen zentralen historischen
Erinnerungsdaten, die wesentlich mit dem Ruhrgebiet verbunden sind: Am
18. April 1951 – vor siebzig Jahren – wurde die Europäische Gemeinschaft
für Kohle und Stahl (Montanunion) gegründet, um die aus dem
wirtschaftlichen Potenzial des Ruhrgebiets erwachsende politische
Hegemonie Deutschlands in einer europäischen Nachkriegsordnung nach dem
Zweiten Weltkrieg zu brechen. Unser Autor Wilfried Loth sieht in seinem
Beitrag hierin den „ersten Akt des Friedensschlusses zwischen Frankreich
und Deutschland“ nach 1945 und damit auch den Beginn des europäischen
Einigungsprozesses.

Am 30. Oktober 1961 – vor sechzig Jahren – wurde das deutschtürkische
Anwerbeabkommen vereinbart, das nicht zuletzt dem durch das
„Wirtschaftswunder“ entfachten anhaltenden Arbeitskräftemangel im
Ruhrgebiet durch die Beschäftigung türkischer „Gastarbeiter“ begegnen
sollte. Sara-Marie Demiriz zeigt auf, wie aus einer temporären
konjunkturell begrenzten arbeitspolitischen Maßnahme ein Zuzug
türkischer Arbeitskräfte mit ihren Familien wurde, der mit seinen
vielfältigen gesellschaftlichen Integrationsaspekten die
Ruhrgebietsgesellschaft nachhaltig veränderte. Aufgefordert wird dazu,
die Geschichte der Arbeitsmigration in ihren facettenreichen differenten
Lebensgeschichten als Teil der Geschichte der Bundesrepublik und
insbesondere auch des Ruhrgebiets zu erzählen. Ansätze hierzu werden von
Dietmar Osses im Hinblick auf den Umgang der Erinnerungskultur des
Ruhrgebiets mit Migration benannt, wobei besonders seine Ausführungen
zur Schaffung eines „Gastarbeiterdenkmals“ zur Lektüre anempfohlen seien.

Lohnenswert zu lesen ist der Beitrag von Stefan Berger zum
Strukturwandel schwerindustrieller Ballungsräume im internationalen
Vergleich. Diskutiert wird die Geltungskraft des Begriffs Strukturwandel
zur Beschreibung der krisenhaften Veränderungen altindustrieller
Strukturen im Ruhrgebiet, werde doch in historischen Analysen zu
international vergleichbaren montanindustriellen Räume ansonsten mit dem
Begriff „Deindustrialisierung“ gearbeitet. Herausgearbeitet wird die
berechtigte Verwendung des Begriffs Strukturwandel, mit dem ein
positives Selbstbild des auch im Ruhrgebiet stattfindenden
Deindustrialisierungsprozesses trotz aller gesellschaftlichen
Verwerfungen auf dem Hintergrund des Verfalls von Urbanität in ehemals
schwerindustriell geprägten Räumen der USA, Großbritanniens,
Frankreichs, Spaniens und Osteuropas bekräftigt wird.

Leider ist zu befürchten, dass aus eher wirtschaftlichen
Vermarktungsinteressen das Welterbe-Projekt „Industriekultur des
Ruhrgebiets“ sich in einigen Kommunen des Ruhrgebiets und bei der
Landesregierung langfristig nicht durchzusetzen vermag. Ursula Mehrfeld
und Marita Pfeiffer behaupten in ihrem Aufsatz zu Recht die kulturelle
Strahlkraft des industriellen Erbes unserer Region im internationalen
Vergleich.

Eine Pretiose für unser Heft ist der aufschlussreich illustrierte
Beitrag von Ulrike Laufer über die Internationalität der Sammlung des
Museums Folkwang, in dem sowohl die politisch-kulturellen Kontexte der
Sammlungsgeschichte des Hauses skizziert als auch dessen kulturelle
Qualität in der internationalen Museumslandschaft angedeutet werden.

Beigefügt ist der Ausgabe 02/21 die den Forschungsstand wiedergebende
Dokumentation einer Veranstaltung der Stiftung Zollverein zur
Zwangsarbeit im Ruhrbergbau während des Zweiten Weltkrieges, die
anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel auf der Kokerei Zollverein
am 6. Juni 2021 stattfand.

/Editorial/
/Franz-Josef Jelich/

*Das Inhaltsverzeichnis des Heftes sehen Sie hier
<www.geschichtskultur-ruhr.de/wp-content/uploads/inhaltsverzeichnis_forum_02_2021-2.pdf>.*/

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