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Vortrag
Knochen

Donnerstag, 13. Februar 2025, 19 Uhr

*Vortrag: „Knochen, Steine und Statistik: Wie geht Geschlechterforschung
in der Archäologie?“
Referentin: Dr. Jana Esther Fries *

Die prähistorische, das heißt urgeschichtliche Archäologie wurde in
Deutschland vor allem von Amateuren aus der bürgerlichen Mittelschicht
des 19. Jahrhunderts entwickelt. Dies ist ein Grund, warum sie lange
Zeit ein meist unausgesprochenes Denkmuster zur Geschlechterrolle
enthielt. Es stammt aus dem traditionellen Bild der bürgerlichen
Familie, ist in der heutigen Archäologie in Teilen immer noch wirksam
und besonders in populären Vorstellungen von der Urgeschichte zu finden.
In den vergangenen 30 Jahren haben feministische Archäologinnen dieses
unausgesprochene Denkmuster in Frage gestellt, ihr eigenes Fach zum
Untersuchungsgegenstand gemacht und Methoden zur Erforschung von
Geschlechterkonzepten der Vergangenheit entwickelt. Die Erforschung von
Geschlechtermustern in Zeiten ohne schriftliche Aufzeichnungen
konfrontiert die Fachleute mit den eigenen, mehr oder weniger
unbewussten Konzepten. Dafür sind ein theoretischer Rahmen und Methoden
erforderlich, die der Gefahr von Vorurteilen über die Geschlechter
Rechnung tragen.

Dr. Jana Ester Fries ist seit Juli 2007 Referatsleiterin für Archäologie
beim Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege. Mit ihr rückte in
Niedersachsen erstmals eine Frau auf eine Schlüsselposition in der
Denkmalpflege. In ihrem Vortrag stellt sie die grundlegenden
theoretischen Konzepte der prähistorischen Geschlechterarchäologie,
einige ihrer Ergebnisse und offene Fragen vor.

Der Vortrag ist live auch über den YouTube-Kanal des LWL-Museums im
Internet zu sehen: https://youtube.com/live/RZpBbXx4qgU

/Zur Referentin/
Fries studierte Ur- und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und
Pädagogik an den Universitäten Gießen und Kiel. Den ersten Abschnitt
ihres Studiums schloss sie 1995 mit dem Magister ab. 2004 promovierte
sie mit einer Arbeit zur „Hallstattzeit im Nördlinger Ries“.
Von 1996 bis 2006 war sie bei verschiedenen Landesdenkmalämtern
beschäftigt, darunter in Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und
Sachsen-Anhalt, wo sie jeweils Rettungsgrabungen leitete. Seit Juli 2007
ist sie Referatsleiterin für Archäologie im Stützpunkt Oldenburg des
Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege und zuständig für den
Bereich Weser-Ems. Fries ist Lehrbeauftragte an der Universität
Oldenburg. Ihre Forschungsinteressen liegen in der Eisenzeit, der
Siedlungsarchäologie, der feministischen Archäologie und
Geschlechterforschung sowie in der Außenwirkung von Archäologie. Im
„FemArc – Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen“ ist sie seit seiner
Gründung im Jahr 1991 aktiv und Mitherausgeberin der wissenschaftlichen
Schriftenreihe „Frauen – Forschung – Archäologie“. In der
Arebeitsgemeinschaft Geschlechterforschung bei den Deutschen Verbänden
für Altertumsforschung ist Fries Co-Sprecherin.

Veranstaltungsort
LWL-Museum für Archäologie und Kultur
Europaplatz 1, 44623 Herne
www.lwl-landesmuseum-herne.de