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Vortrag
Eichmanns „Memoiren“ als historisch-politische Quelle für Widerstand gegen den Nationalsozialismus
*Eichmanns „Memoiren“ als historisch-politische Quelle für Widerstand
gegen den Nationalsozialismus*
Vortrag und Gespräch mit Raphael Ben Nescher M.A. (Bern)
1957 führte der nationalsozialistische Deportationsspezialist Adolf
Eichmann längere Gespräche mit dem Journalisten und ehemaligen SS-Mann
Willem Sassen. Auslöser war ein Buch zu schreiben, wobei die
Stoßrichtung klar war: Die „Legende der sechs Millionen ermordeten
Juden“ sollte enttarnt und Deutschland „rehabilitiert“ werden. Eichmann
äußert sich in den Gesprächen ausführlich zur Judenpolitik des
NS-Regimes. Dabei geht er auch darauf ein, in welchen Ländern sich die
Judendeportationen reibungslos durchführen ließen und wo die
Nationalsozialisten auf individuellen oder kollektiven Widerstand stießen.
Wie stellen sich diese Widerstände aus der Sicht von jemandem dar, gegen
den sie gerichtet waren? Wie reagierte Eichmann, wenn er mit
Widerstandsaktionen konfrontiert war und wie bewertet er diese über ein
Jahrzehnt nach Kriegsende? Welche Arten von Widerstand behinderten das
NS-Regime tatsächlich in der Umsetzung seiner Politik und wo wurde
Widerstand nur als lästiges Phänomen angesehen? Diese und weitere Fragen
werden im Vortrag beleuchtet und diskutiert. Dabei zeigt sich, dass es
zwar nicht einfach ist, die Perspektive von Eichmann einzunehmen, diese
aber interessante und weniger geläufige Schlaglichter auf die
Widerstandsthematik bietet.
Raphael Ben Nescher studierte Politik-, Rechts- und
Informationswissenschaften in Zürich. 2016 veröffentlichte er die von
Eichmann im israelischen Gefängnis verfasste Rechtfertigungsschrift
„Götzen“. Derzeit arbeitet Ben Nescher in der öffentlichen Verwaltung
des Kantons Bern. Daneben befasst er sich mit einer wissenschaftlichen
Edition der Sassen-Gespräche.
*Veranstaltungsort*
Fritz Bauer Forum
Feldmark 107, 44803 Bochum