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Veranstaltung
Geschichtskonvent Ruhr

Geschichte #EXTREM

12. Konvent Ruhr des Forums Geschichtskultur an Ruhr und Emscher

15.11.2024, 15:00-18:00 Uhr, Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Str. 47, 44789 Bochum

Anmeldung unter: konvent@geschichtskultur-ruhr.de

Populismus und Extremismus bieten in unserer komplexen Gegenwart scheinbar einfache Lösungen für komplizierte Herausforderungen. Dabei werden von den Akteur:innen zunehmend auch Geschichte, Kunst und Kultur ins Feld geführt. Rechtsextreme versuchen die Orte der Industriekultur für sich zu vereinnahmen oder stilisieren Schutzzonen für Diskriminierte in Museen zu „Rassismus gegen Weiße“. Der Konflikt in Nahost wird auf Schulhöfen von verschiedenen Seiten zu politischer Hetze und Genozid-Vorwürfen instrumentalisiert. Bei Besuchen von Schulklassen in Gedenkstätten treffen unterschiedliche Erinnerungskulturen und Narrative aufeinander. Deutungen werden umgekehrt und erhalten Beifall von der falschen Seite.

Die Gemengelage ist komplex: sich verändernde Öffentlichkeiten unter den Bedingungen der Digitalität, Fragen nach Wissen und Wahrheit, Werthaltungen, weltpolitische Konflikte.

Der Konvent Ruhr bringt Fachleute des Demokratielernens, der historischen-politischen Bildung und der Antirassismusarbeit zusammen mit Praktiker:innen aus der Geschichtskultur, Schulen und außerschulischen Lernräumen. Es geht um Erfahrungsaustausch, Vernetzung und die Entwicklung von Strategien vor Ort.

Die Deutungskämpfe um die Vergangenheit zielen immer auf Herrschaft über die Gegenwart. Historische Erinnerung konturiert Zukunftsentwürfe, die direkt gegenwärtige politische Praxis bestimmen – denken wir an Umdeutungen des Holocausts oder an die Zugkraft frauen- und queerfeindlicher sowie homophober Agitation durch autoritäre, rechtsradikale oder islamistische Bewegungen.

Die schulischen wie außerschulischen Bildungseinrichtungen von Klassenzimmern über Gedenkstätten bis zu Museen haben den Auftrag, Demokratie zu vermitteln, vorzuleben und erfahrbar zu machen. Er leitet sich aus den Grundrechten des Grundgesetzes und aus den Menschenrechten ab. Geschichte als Kernbereich der historisch-politischen Bildung kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Doch gerät historisch-politisches Lernen zunehmend unter Druck: durch Instrumentalisierungen von Vergangenheit, durch Delegitimation von wissenschaftlichem Wissen, durch extremistische Positionierungen, durch Bots, Trolle, Fake News und Verschwörungserzählungen, durch Hass und Hetze in Bildungsräumen, durch Kommunikationsbedingungen der Social Media, durch charismatische Influenzer:innen, durch Algorithmen, Blasen und Echoräume.

Das Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher sowie das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte widmen sich mit dem Konvent Ruhr Geschichte #EXTREM den Herausforderungen durch Populismus, Extremismus, deren Verstärkung durch Öffentlichkeiten in sozialen Medien und der Entwicklung von Strategien zur Stärkung einer aufgeklärten demokratischen Erinnerungskultur.

Programm

15:00 Begrüßung und Einführung

Dr. Kai Rawe / Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte

Dietmar Osses / Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher e.V.

15:15 Impulse

Triggerpunkte der Erinnerungskultur
Dr. Andreas Pilger, Stadtarchiv Duisburg/ Zentrum für Erinnerungskultur

Extremismus im TikTok-Universum
Furkan Yüksel, Bildungsstätte Anne Frank; Frankfurt a. M.

16:00 Pause
16:15 Thementische

Von Hate SpeEch bis zur Diskursverschiebung
Dr. Derya Gür-Şeker / Professorin f. Kommunikationswissenschaft;
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg; Bonn

Populismus, Extremismus, Rassismus
Jannis Stenzel / Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus
und Rassismus NRW; Düsseldorf

eRINNERUNGSKULTUREN im Schulalltag
Celine Spieker / Mont-Cenis-Gesamtschule Herne, Projekte zur Erinnerungskultur; Herne

Jüdisches Leben und Antisemitismus
Dr. Kathrin Pieren / Jüdisches Museum Westfalen; Dorsten

Unsoziale Medien: Demokratiefeindlichkeit im digitalen Raum
Furkan Yüksel / Bildungsstätte Anne Frank; Frankfurt a.M.

Extremismus im Museum
Jana Golombek und Lina Kumpmann / LWL-Museum Zeche Zollern; Dortmund

Rechtsextreme Industriekultur? Versuche der Indienstnahme
Ursula Mehrfeld / Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur; Dortmund

17:45 Pause

18:00 Auf dem Weg zu einer aufgeklärten demokratischen Erinnerungskultur

18:15 Ende der Veranstaltung

Nach den Impulsvorträgen ist der Konvent als Dialogveranstaltung angelegt: Wie in einer Art Speed-Dating gehen die Teilnehmenden dabei in Gruppen von Tisch zu Tisch und diskutieren mit den Fachleuten. Jede Person kann an insgesamt drei Thementischen diskutieren.