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Tagung
Filmfragmente und Zeitzeugenberichte. Mythos

6. bis 8. November 2019

Tagung: Filmfragmente und Zeitzeugenberichte. Mythos, Historiographie
und Soziologie des Ghettos und Durchgangslagers Theresienstadt
Interdisziplinäre und internationale Tagung am Kulturwissenschaftlichen
Institut Essen (KWI)

Anlass und Ausgangsprunkt der Tagung ist der nur noch in Fragmenten
erhaltene NS-Propagandafilm „Theresienstadt. Eine Dokumentation aus dem
jüdischen Siedlungsgebiet“. Der 1944 gedrehte Film ist – gerade wegen
seiner propagandistischen Zielsetzung – ein bedeutendes Dokument der
Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden während des zweiten
Weltkrieges und damit des Vollzugs der Shoa innerhalb seiner
institutionellen, machtpolitischen und weltanschaulichen
Voraussetzungen, Strukturen und Ideologien. Dennoch konnten die
Bedeutung und die Funktion dieses Films, der in Mythen befördernder
Perversion ein Ghetto und Durchgangslager als soziales Idyll und
‚Mustersiedlung’ in Szene setzt, auch mit Hilfe von Zeitzeugenberichten
bislang allenfalls in Einzelaspekten geklärt werden. Sowohl die
überlieferten Filmfragmente als auch die vorhandenen Zeitzeugenberichte
werfen weit mehr Fragen auf, als sie unmittelbar beantworten könnten.

Fragen, denen im Rahmen der Tagung nachgegangen werden soll. So lenken
die Fragmente des Theresienstadtfilms und die überlieferten
Zeitzeugenberichte die Aufmerksamkeit ihrer Rezipienten (1) auf mehrere
möglichen und sich möglicherweise widersprechenden und sich
überlagernden Funktionen des Filmes als Propagandainstrument oder als
Medium der Übermittlung im Film versteckter subversiver Botschaften.
Immer wieder ergeben sich bei der Sichtung der Fragmente und
Zeitzeugenberichte (2) Fragen nach dem Status des
Theresienstadt-Ghettos, dem zeitgleich die Funktion eines
Durchgangslagers und Filmschauplatzes, einer Hinrichtungsstätte und
nicht zuletzt einer Legitimationsinstanz nationalsozialistischer
Außenpolitik zukam. Letzteres erlaubt die Hypothese Theresienstadt als
ein institutionalisiertes ‚Experimentierfeld‘ strategischer
NS-Rassenpolitik zu begreifen. Schließlich (3) sind das Lager und die
Filmfragmente den Überlebenden oft genug ein Anlass, in ihren Berichten
das komplizierte Verhältnis von Herkunft und Zukunft, von erlebter
Geschichte und kollektiver Zugehörigkeit in unterschiedlicher Weise und
in unterschiedlichem gesellschaftspolitischem Selbstverständnis zu
thematisieren.

Die Tagung setzt sich zum Ziel, die Verunsicherungen, Widersprüche und
Fragestellungen, die sich aus den Filmfragmenten und Zeitzeugenberichten
durchaus in Zusammenschau und im Vergleich mit weiteren historischen
Dokumenten ergeben, aufzugreifen und aus historischer,
filmwissenschaftlicher, philosophischer und soziologischer Perspektive
zu verhandeln.

Referent*innen:
Lutz Niethammer, Universität Jena
Daniel Palmieri, Internationales Rotes Kreuz
Gabriele Rosenthal, Universität Göttingen
Hans-Georg Soeffner, KWI Essen
Moshe Zimmermann, Koebner-Minerva Center for German History, Hebrew
University of Jerusalem u.a.

Organisation, inhaltliche Fragen und Auskünfte: Lara Pellner, KWI Essen,
und/oder Marija Stanisavljevic, Universität Landau.

Teilnahme & Anmeldung: Anmeldungen bis zum 30.10.2019 unter:
maria.klauwer@kwi-nrw.de

Veranstalter: Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts
Essen (KWI) in Kooperation mit der Hebrew University of Jerusalem und
der Universität Koblenz-Landaus

Siehe auch:
www.uni-koblenz-landau.de/de/landau/fb6/sowi/soziologie/theresienstadtprojekt.

Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal
Goethestraße 31, 45128 Essen
kulturwissenschaften.de/