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Tagung
Das Exponat. Ausstellungskomplex und Sammlungsforschung

6. bis 8. Dezember 2018

Tagung: Das Exponat. Ausstellungskomplex und Sammlungsforschung.
Jahrestagung der dgv Kommission Sachkulturforschung und Museum

Die aktuell immer noch zu registrierende Konjunktur für die Erforschung
der Artefakte hat für die Disziplin keinen paradigmatischen Umbruch
bedeutet. Allerdings haben zahlreiche Forschungen zur materiellen Kultur
die Aufmerksamkeiten der Wissenschaften insgesamt verändert und geben
Anlass, sich in den neuen Konturen des Umfeldes reflexiv zu verorten. Da
die Sachkulturforschung zum Proprium der Disziplin gehört, scheint es an
der Zeit, die Effekte des gut drei Jahrzehnte währenden „material turns“
zu bilanzieren.

Die Tagung widmet sich aus museumswissenschaftlicher und universitärer
Perspektive der Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie dieser
Überprüfung, um die Reichweite dinganalytischer Untersuchungen zu
gewichten. Pessimistisch könnte die These aufgestellt werden, dass das
Fach im multidisziplinären Akkord zu den Verlierern des „material turns“
gehört und optimistisch, dass objektorientierte Kompetenzen und museale
Sammlungen neue Aufmerksamkeit gewonnen haben.

Im Zentrum der Tagung steht die objektbasierte Forschung an den
Universitäten und an den Museen unter der Perspektive, wie sich durch
den „material turn“ die disziplinäre Zuständigkeit verändert hat. Die
Tagung zielt darauf, die Disziplinarität des Faches durch den
Analysefokus der materiellen Kultur zu betrachten, eine Rückübersetzung
in die Disziplin zu leisten und nach Öffnungen, neuen Feldern und
Verknüpfungen zu fragen. Die Fokussierung auf Materialität und
materielle Kultur, Ausstellen und Sammeln sollte die Fachgeschichte
sowie Brüche und Diskontinuitäten mitbedenken. Im Hintergrund der Tagung
schwingen Überlegungen mit, die universitäre Ausbildung für die sich
verändernde Museumslandschaft zu diskutieren und neu zu justieren. Die
Tagung konzentriert sich auf das kulturanthropologische Kompetenzfeld
der objektbasierten Forschung in Sammlungen, Museen und Universitäten
zwischen Evidenz und Präsenz.

1. Sammlungsforschung als Objektforschung
Im Mittelpunkt steht die wissenschaftshistorische Erforschung
alltagskultureller Sammlungen. Museen beherbergen Objekte, an denen
nicht nur der Zahn der Zeit sichtbar wird, sondern die zuweilen auch aus
der Zeit gefallen scheinen. Welche Objektgruppen stehen für bestimmte
Vorstellungen von Geschichte und Vergangenheit? Wie verknüpfen sich
wissenschaftliche Praktiken des Aufzeichnens und Aufschreibens mit den
Objekten? Was heißt objektbasierte Forschung im Museum?

2. Umbrüche in der Sammlungsforschung
Die Überlieferung von Artefakten ist wie die Sammlungsforschung in
gesellschaftliche Machtgefüge eingebettet. Diskussionen um die
Provenienzforschung, sensible Sammlungen, Digitalisierung, Migration und
Integration konturieren spezifische Vorstellungen über das kulturelle
Erbe. Wie beeinflussen nicht-wissenschaftliche Hintergrundannahmen die
wissenschaftliche Praxis? Welche kulturellen Deutungsmuster und neuen
Technologien haben die Sammlungsforschung wie verändert? Wie können wir
überkommene Kategorisierungen, Objektgruppen und Bezugssysteme neu
interpretieren?

3. Original, Modell, Digitalisat
Die Museumsgeschichte changiert zwischen einer Deponierungs- und einer
Exponierungsgeschichte. Veränderliche Konzeptionen von Artefakten
verbergen sich hinter den Theorien des Sammelns und Zeigens, die seit
gut 100 Jahren kuratorische Praktiken zwischen Konsum und Museum
beeinflussen. Als verborgene Vorannahme steht das Original im Zentrum
wissenschaftlichen Exponierens, obgleich historisch etwa Modelle und
heute Digitalisate gewichtige Exponate sind. Täuschung, Inszenierung und
Fragmentierung gehören als Epiphänomene zu den Praktiken des
Ausstellens. Wie sieht die Welt jenseits der Originale aus? Welchen
Stellenwert haben Modelle, Originale und Digitalisate für die Prozesse
des Zeigens und Vermittelns? Wie beeinflussen neue Praktiken die
Theorien der Artefakte und des Ausstellens?

Wir bitten um kurze Abstracts bis 15.6.2018 (max. 500 Wörter plus
Kurzvita) an gudrun.koenig@tu-dortmund.de  und jstoecker@stadtdo.de. Die
Vortragseinladung wird bis 20.7.2018 ausgesprochen werden. Unterkunft
und Fahrtkosten für Referent_innen werden übernommen, sofern sie nicht
von der entsendenden Institution getragen werden. Wir bitten um einen
entsprechenden Hinweis beim Einreichen der Abstracts.

Veranstalter:
Technische Universität Dortmund; Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Dortmund

Veranstaltungsort:
Museum für Kunst und Kulturgeschichte/TU Dortmund

Eine Mitteilung von H-Soz-Kult, 15.05.2018,
www.hsozkult.de/event/id/termine-37240.