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Neuerscheinung
Die Kamera im Arbeitskampf. Industrie- und Mediengeschichte im Ruhrgebiet der 1980er Jahre

LWL-Medienzentrum für Westfalen, Medienzentrum Ruhr e.V. (Hrsg.): Die
Kamera im Arbeitskampf. Industrie- und Mediengeschichte im Ruhrgebiet
der 1980er Jahre, DVD mit Begleitheft, Münster 2019, 14,90 €

Anfang der 1980er Jahre ist die Flanschenfabrik Mönninghoff in Hattingen
aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten von der Schließung bedroht.
Die Belegschaft geht in den Arbeitskampf. Schließlich gibt es auch von
Seiten der Politik die Bereitschaft, das Werk zu retten. Doch der Kampf
um den Erhalt des Betriebes scheitert an der Weigerung einer Bank, das
„Hattinger Modell“ finanziell mitzutragen. Nach über 80 Jahren schließt
der Traditionsbetrieb in der Stadt an der Ruhr 1984 seine Tore.

Diese aufreibende Zeit wird von einem jungen Filmteam begleitet, den
Mitgliedern eines Volkhochschulkurses in der Filmwerkstatt
Essen-Borbeck. In der ganzen Republik entstehen in diesen Jahren
Videogruppen und Medieninitiativen. In Essen wird der Verein
„Medienzentrum Ruhr“ gründet. Gemeinsam mit seinen acht
Kursteilnehmer*innen beschließt Gründungsmitglied Jörg Keweloh, den
Arbeitskampf der Belegschaft festzuhalten. Ohne wirkliches Konzept
probieren sich die filmischen Laien an dem, was sie soeben im Videokurs
kennengelernt haben. Begeistert von Mut und Entschlossenheit der
„Mönninghoffer“ und fasziniert von deren Arbeitswelt fahren die
Videofilmer*innen über Wochen immer wieder nach Hattingen. Ergebnis ist
1985 ein Film mit dem Titel „Der Konsul ist schon lange tot“.

35 Jahre später geht der Filmemacher Daniel Huhn im Auftrag des
LWL-Medienzentrums den damaligen Ereignissen in einem neuen
Dokumentarfilm mit dem Titel „Die Kamera im Arbeitskampf“ nach.
Eingebettet in Ausschnitte aus „Der Konsul ist schon lange tot“ sowie
unterstützt durch weiteres filmisches und fotografisches Archivmaterial
beleuchten Zeitzeugeninterviews die Geschichte der Filmentstehung im
Kontext des Arbeitskampfes bei Mönninghoff. Ehemalige Angehörige der
„Produktionscombo schneller suum“ und des Medienzentrums Ruhr, ehemalige
Arbeiter von Mönnighoff und Gewerkschafter sowie ein Hattinger
Stadthistoriker kommen zu Wort. Mit einem Abstand von mehr als drei
Jahrzehnten erzählen sie von den Hintergründen und ihren individuellen
Erfahrungen als Teil eines Arbeitskampfes und eines filmischen
Experiments, berichten von persönlichen und strukturellen Grenzen, von
Enttäuschung und Frustration, aber auch von Hoffnung, Selbstbewusstsein
und Solidarität.

Neben dem Hauptfilm enthält die DVD den 104-minütigen Film „Der Konsul
ist schon lange tot“, der während des Arbeitskampfes der Belegschaft
Mönninghoff 1983/84 entstanden war. Der Film ist dazu 2019 vom Team des
LWL-Medienzentrums einer aufwändigen digitalen Überarbeitung unterzogen
worden. Anders als in den 1980er-Jahren konnten Farbverschiebungen und
Belichtungsfehler nunmehr mittels moderner Computertechnik weitgehend
korrigiert werden. Auch die Tonmischung wurde optimiert. Inhaltliche,
dramaturgische oder gestalterische Veränderungen wurden hingegen
vermieden, um Authentizität und Charakter des ursprünglichen Werkes
bestmöglich zu bewahren.

Inhaltsverzeichnis (Begleitheft)
1. Einführung – Claudia Landwehr
2. Das Werk lebt nicht vom Flansch allein. Die wechselvolle Geschichte
der „Vereinigte Flanschenfabriken und Stanzwerke AG“ / „Leo Gottwald KG“
/ „Mönninghoff GmbH“ in Hattingen – Benedikt Weiß / Thomas Weiß
3. Dieser Betrieb ist besetzt. Der Kampf um die Mönninghoff GmbH in
Hattingen 1983/84 – Otto König
4. Der Konsul ist schon lange tot: Die Kamera im Arbeitskampf. Vom
dokumentarischen Feldversuch zum politischen Filmprojekt – Timo Nahler
5. Produktionsangaben
6. Struktur der DVD

Siehe auch unter
westfalen-medien-shop.lwl.org/detail/index/sArticle/280/sCategory/8