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Museum der Stadt Neue Sonderausstellung zur NS-„Euthanasie“
Die Ermordung schlesischer Anstaltspatienten 1940 – 1945
NS-„Euthanasie“ in Gladbeck
Neue Sonderausstellung im Museum der Stadt Gladbeck ab dem 21. Oktober 2023
Von einer Idee zur Sterbehilfe für unheilbar Kranke und Schwerstbehinderte wurde der Euthanasie-Gedanke im nationalsozialistischen Deutschland zur grausamen Praxis der systematischen Tötung von Menschen mit Behinderungen. Zur Durchführung der Krankenmorde wurden zwischen 1939 und 1941 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches sechs „Euthanasie“-Tötungsanstalten errichtet. Dazu zählt auch die Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein in Sachsen, in der von 1940 bis 1941 etwa 15.000 Menschen ermordet wurden. Es waren vorwiegend psychisch Kranke und geistig Behinderte, schließlich auch Häftlinge aus Konzentrationslagern.
Die Wanderausstellung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten/Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein zeigt auf 21 Tafeln in deutscher und polnischer Sprache die Voraussetzungen und mörderischen Auswirkungen der NS-„Gesundheitspolitik“ mit Blick auf Schlesien. Das Museum der Stadt Gladbeck hat die Ausstellung durch einen lokalgeschichtlichen Teil erweitert, der sich mit den Tätern und Opfern von Zwangssterilisationen und „Euthanasie“ sowie deren Gedenkkultur in Gladbeck befasst.
Für die „Euthanasie“-Opfer schuf die Stadt Gladbeck auf Initiative des „Gladbecker Bündnis für Courage“ eine Gedenkstätte. Der Düsseldorfer Installationskünstler Paul Schwer gestaltete den Erinnerungsort am Neuen Rathaus. Dort befand sich früher das Gesundheitsamt, das bei der Erfassung von „Erbkranken“ eine zentrale Rolle spielte. Bisher sind 53 Opfer bekannt.
Zu den Tätern zählt der 1906 in Halle/Saale geborene Arzt Horst Schumann, der ab April 1940 die Leitung der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein übernahm und dort die Ermordung von 13.720 Patienten sowie mindestens von 1.031 Häftlingen aus Konzentrationslagern verantwortete. In Auschwitz quälte er jüdische Frauen und Männer durch seine Sterilisationsversuche mittels Röntgenstrahlung. Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück setzte er die Versuche an Sinti- und Roma-Mädchen fort. Nach dem Krieg praktizierte Schumann mehrere Jahre unbehelligt als Arzt in Gladbeck. Um der Verhaftung zu entgehen, floh er 1951 aus Deutschland. Er lebte in Ghana, als er 1966 an die Bundesrepublik ausgeliefert wurde. Ein Gerichtsprozess wurde 1970 krankheitsbedingt abgebrochen. Schumann starb 1983 in Frankfurt am Main.
Die Ausstellung wird bis zum 28. April 2024 gezeigt.
Informationen zu den ausstellungsbegleitenden Angeboten gibt es unter: www.museum-gladbeck.de.
Kontakt:
Museum der Stadt Gladbeck
Burgstraße 64, 45964 Gladbeck
Tel.: 02043 2 30 29, E-Mail: museum@stadt-gladbeck.de