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Fritz Bauer Film und Lesung

Donnerstag, 24. April 2025, 18:00 Uhr

*Film und Gespräch: Die Lebensgeschichte des Wehrmachts-Deserteurs
Ludwig Baumann
*Mit der Regisseurin Annette Ortlieb

30.000 deutsche Soldaten der Wehrmacht, die im Zweiten Weltkrieg
desertierten, wurden von der NS-Militärjustiz zum Tode verurteilt. Einer
von ihnen war Ludwig Baumann, der 1942 im Alter von 19 Jahren zur
Kriegsmarine eingezogen wurde. Trotz Todesurteil, KZ-Haft und Einsatz an
der Ostfront – Ludwig Baumann überlebt. Nach 1945 kämpft er auf allen
gesellschaftlichen und politischen Ebenen für die Aufhebung der Strafen
gegen Deserteure. Denn die wenigen, die überlebten, wurden im
Nachkriegsdeutschland nicht rehabilitiert und erhielten keine
Entschädigung. Dank des Einsatzes von Ludwig Baumann wurden im Jahr 2002
die Urteile der NS-Militärjustiz gegen die Wehrmachtsdeserteure
aufgehoben. Das berührende Porträt der Regisseurin Annette Ortlieb gibt
einen Einblick in das bewegte Leben und Kämpfen Ludwig Baumanns und ist
eine Hommage an die Menschlichkeit und gegen den Krieg.

Was bedeutet der Einsatz Ludwig Baumanns für die heutigen Diskussionen
über Krieg, Widerstand und Menschlichkeit? Wie hat Baumann es geschafft,
trotz allem immer weiterzukämpfen für Gerechtigkeit und Menschlichkeit –
und was können wir heute daraus lernen? Diese und weitere Fragen möchten
wir im Anschluss an den Film in einem Gespräch mit der Regisseurin des
Films, Annette Ortlieb, diskutieren.

Annette Ortlieb studierte Erziehungswissenschaften an der Universität
Münster sowie Kultur-, Bildungs- und PR-Arbeit in Bremen. Seit 2003
arbeitet sie als freiberufliche Filmemacherin im Bereich Dokumentarfilm,
Kurzfilm und Kamera. Der Film „Die Liebe zum Leben“ erschien 2023 und
wurde von der nordmedia Niedersachsen/Bremen, dem Filmbüro Bremen, dem
Senator für Kultur Bremen, der Waldemar Koch Stiftung und der Heinrich
Böll Stiftung in Bremen, der Rosa Luxemburg Stiftung Berlin sowie MOIN
Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und der Landeszentrale für
politische Bildung Hamburg als Kooperationspartner gefördert. 2024
erhielt der Film von der „Deutschen Film- und Medienbewertung“ das
Prädikat „besonders wertvoll“.

Eine Veranstaltung des Fritz Bauer Forums in Kooperation mit der
Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, dem Bochumer Friedensplenum und der DFG-VK
Bochum/Herne.

Dienstag, 29. April 2025, 18:00 Uhr

*„Das deutsche Alibi. Mythos ‚Stauffenberg-Attentat‘“*
Lesung mit der Autorin des Buches, Ruth Hoffmann, anschließend Gespräch
mit PD Dr. Irmtrud Wojak (Leiterin des Fritz Bauer Forums)

Am 20. Juli 2024 jährt sich das sogenannte »Stauffenberg-Attentat« zum
80. Mal. Zeit für die Dekonstruktion einer der zentralen
Gründungslegenden der Bundesrepublik. Denn zum 20. Juli 1944 scheint
alles gesagt. Wir wissen, wie Claus Graf Schenk von Stauffenberg die
Bombe platzierte, warum der Anschlag misslang und dass es trotzdem aller
Ehren wert ist. Dass aber in Wirklichkeit rund 200 Personen, ein breites
Bündnis von Menschen aller sozialer Schichten und unterschiedlichster
politischer Couleur am sogenannten »Stauffenberg-Attentat« beteiligt
waren, ist nur wenigen bewusst. Noch heute gilt der 20. Juli 1944 als
»Aufstand des Gewissens« einer kleinen Gruppe konservativer Militärs,
noch heute verstellt diese legendenhafte Überhöhung unseren Blick auf
die Ereignisse und die gesellschaftliche Vielfalt der Verschwörung. Die
Journalistin Ruth Hoffmann unternimmt eine umfassende und längst
überfällige Dekonstruktion des Mythos »Stauffenberg-Attentat« und
zeichnet nach, wie der 20. Juli seit Gründung der Bundesrepublik
politisch instrumentalisiert wird: mal um sich gegen die DDR abzusetzen
und kommunistische Widerständler zu diffamieren; mal um Politikern, die
mit dem NS-Regime kollaboriert hatten, eine Nähe zum Widerstand
anzudichten; oder, wie neuerdings die AfD, um die eigene
Demokratiefeindlichkeit mit einem angeblichen Widerstandsgeist in der
Tradition Stauffenbergs zu kaschieren.

Ruth Hoffmann, geboren 1973 in Hamburg, hat Ethnologie, Neuere
Geschichte und Politik studiert und ist Absolventin der Henri
Nannen-Journalistenschule. Von 2004 bis 2006 war sie Redakteurin beim
Stern, seitdem arbeitet sie als freie Journalistin für verschiedene
Medien, u.a. Geo, Stern, P.M. History, und Spiegel Geschichte. Sie ist
Mitbegründerin des Journalistenverbunds Plan 17 und von :Freischreiber,
dem Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten. 2012 erschien
ihr Buch „Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“ über die Kinder
hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der
DDR. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Das Buch “Das deutsche
Alibi. Mythos „Stauffenberg-Attentat“ – wie der 20. Juli 1944 verklärt
und politisch instrumentalisiert wird” wurde Ende 2024 zum “Sachbuch des
Jahres” der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gewählt.

Eine Veranstaltung des Fritz Bauer Forums.

*Veranstaltungsort*
Fritz Bauer Forum
Feldmark 107, 44803 Bochum