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Eröffnung
Gedenkstätte Französische Kapelle – Museum für Zeitgeschichte Soest

Sonntag, 23. Februar 2025, 11:00 bis 17:00 Uhr

*Eröffnung: Gedenkstätte Französische Kapelle – Museum für
Zeitgeschichte Soest
*
Dass eine ehemalige Kaserne südwestlich der Soester Innenstadt bis heute
einen besonderen Stellenwert in der Erinnerungskultur der französischen
Armee besitzt und am 6. April 2005 sogar zum französischen Staatsgebiet
deklariert worden war, wissen nur wenige. Anlass war der 60. Jahrestag
der Befreiung des Oflags VI A, des ersten Lagers für kriegsgefangene
Offiziere im Wehrkreis VI, Münster. In der Kaserne wurden mit Beginn des
Zweiten Weltkriegs ab Oktober 1939 erste Kriegsgefangene untergebracht
und Mitte 1940 kamen die ersten Offiziere aus Westeuropa in dem Lager
an, ab Juni 1940 fast ausschließlich französische kriegsgefangene
Offiziere und deren Ordonanzen. Der besondere Stellenwert dieses Ortes
liegt auch begründet in der sogenannten Französischen Kapelle, ein von
inhaftierten Franzosen mit eindrucksvollen Ausmalungen geschaffener
sakraler Andachtsraum. Diese „Kapelle“ war 1997 auch der Anlass für die
Gründung der Geschichtswerkstatt Französische Kapelle e.V. Sie
erforschte und vermittelte die Geschichte des Ortes zwischen 1939 und
1945, später kam ein Kapitel der darauffolgenden Nutzungsgeschichte hinzu.

Da das gesamte Kasernenareal vor einigen Jahren verkauft und für eine
zivile Nutzung umgebaut und renoviert wurde, war eine Neukonzeption der
bis 2018 zu sehenden Ausstellung erforderlich. Nun wird nicht nur an die
Geschichte des Oflag VI A und an die Nutzung des Geländes zwischen 1946
und 1951 als „Ost-Lager“ erinnert, sondern auch an die Vor- und
Nachgeschichte. Mit „Der Weg in den Krieg“ wird die Machtübernahme der
Nationalsozialisten in Soest zwischen 1933 und 1939 beschrieben, deren
Terror gegen politische Gegner und Minderheiten, dem Bau neuer Kasernen
und der Vorbereitung auf den Krieg. Mit der Überschrift „Aus dem Leben
gerissen“ geht die Ausstellung auf die Verwerfungen in den
Lebensgeschichten von Menschen während des Zweiten Weltkriegs ein, die
als kriegsgefangene Soldaten aus Polen, Belgien, den Niederlanden, aus
der Sowjetunion und Frankreich im Oflag VI A eingesperrt waren. Den
Zwangsarbeiter*innen wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Zudem wird in
der Ausstellung von den Schwierigkeiten erzählt, heimatlos zu sein und
sich neu orientieren zu müssen: Von den auf dem Gelände nach der
Befreiung im April 1945 untergebrachten Displaced Persons bis zu den ab
April 1946 hier untergebrachten Ostvertriebenen, die vor allem aus
Schlesien kamen und in Soest eine neue Heimat finden sollten.
Die Geschichte der belgischen Streitkräfte wird erzählt, die ab 1946 als
Teil der alliierten Besatzungsarmeen mit ihren Familien nach Soest
kamen, um von 1955 – nach dem Beitritt Deutschlands zur NATO – bis 1994
als Partner in Soest zu bleiben.

Deutschlandweit wohl einmalig sind die Ausgrabungsfunde der Soester
Stadtarchäologie aus dem Jahr 2017: Statt der vermuteten keltischen
Exponate stießen die Archäolog*innen auf Müll der Kriegs- und
unmittelbaren Nachkriegsjahre, den man 1946 zwischen den
Mannschaftsblöcken im Kasernenbereich entsorgt hatte.

Die Gedenkstätte Französische Kapelle – Museum für Zeitgeschichte Soest
ist am kommenden Sonntag (23.02.2025) zwischen 11 und 17 Uhr kostenfrei
zugänglich. Danach ist sie jeden 2. Sonntag im Monat zu besichtigen.
Weitere Informationen unter www.franzkapellesoest.de

*Veranstaltungsort*
Gedenkstätte Französische Kapelle Soest
Zur Französischen Kapelle 16a, 59494 Soest