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Ausstellung
Von Kohle gezeichnet – Frauen im Bergbau

4. März bis 2. Dezember 2018

Von Kohle gezeichnet – Frauen im Bergbau
Fotografien von Dariusz Kantor im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall

Witten (lwl). Ende 2018 endet die Steinkohlenförderung in Deutschland.
Längst Geschichte ist hierzulande die Arbeit von Frauen im Bergbau an.
Anders in Oberschlesien: Immer noch sind dort Frauen in der mechanischen
Kohlenaufbereitung beschäftigt. Der deutsch-polnische Fotokünstler
Dariusz Kantor hat ihre Schwerstarbeit in den Jahren 2002 bis 2004 auf
zwölf oberschlesischen Zechen dokumentiert. Unter dem Titel „Von Kohle
gezeichnet – Frauen im Bergbau“ zeigt der Landschaftsverband
Westfalen-Lippe (LWL) ab 4. März in seinem Industriemuseum Zeche
Nachtigall in Witten eine Auswahl von 43 Bildern des Fotografen.

Frauen in den Bergwerken Oberschlesiens waren und sind meist in der
Kohlenwäsche oder Sieberei tätig, bedienen dort die Maschinen und sorgen
für den einwandfreien Betrieb der Förderbänder. Es gehört zu ihrem
Alltag, mit schweren Brechstangen zu hantieren, Steinbrocken
aufzuklauben und Förderbänder in der staubgesättigten Luft
freizuschaufeln. Während in der sozialistischen Gesellschaft der 1960er
Jahre die Frauen als angesehene Facharbeiterinnen für mechanische
Kohlenaufbereitung angestellt waren, arbeiten sie bis heute meist als
ungelernte Helferinnen für wenig Geld. Der karge Lohn dient den Meisten
als Zubrot zur Aufbesserung des geringen Familieneinkommens. Trotz der
großen Härte der Arbeit sind viele der Frauen angesichts hoher
Arbeitslosigkeit in der Region froh über diese Verdienstmöglichkeit.

Der Fotograf Dariusz Kantor ist selbst ein Kind des oberschlesischen
Bergbaureviers. In Zarbze geboren und Bytom aufgewachsen, hatte Kantor
stets eine große Nähe zum Bergbau. Nur zufällig erfuhr er 2001 von der
Arbeit der Frauen in den polnischen Bergwerken. Trotz anfänglicher
Widerstände der Bergwerksleitungen gelang es dem Fotografen in den
Jahren 2002 bis 2004, in zwölf Zechen Frauen bei ihrer Arbeit zu
dokumentieren. Doch auch im polnischen Kohlenrevier hat die Zeitenwende
längst begonnen – fünf der von Kantor besuchten Bergwerke sind
inzwischen geschlossen. In einzelnen Gesprächen gaben die Arbeiterinnen
weitere Einblicke in ihre Lebensumstände und ihren Alltag. So entstand
eine einzigartige Dokumentation, die vor einigen Jahren bereits im
Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen und im LWL-Industriemuseum Zeche
Hannover zu sehen war. Über die Verbindung von Fotografie und
Wirklichkeit aus Sicht des Fotografen sagt Kantor: „Die Fotografie zeigt
den vergangenen Augenblick, aber sie zeigt auch unsere Begegnung mit
ihm. Als Gestalter verweben wir den vorgefundenen Moment mit unserer Art
der Wahrnehmung. Das Ergebnis belegt es: Wir haben in die Spur der
Wirklichkeit unsere eigene gesetzt.“

Zur Präsentation in Witten gehört auch ein besonderer „Nachklang“: Der
Musiker und Komponist Richard Ortmann hat im Jahr 2000 O-Töne von
oberschlesischen Kohlenwäschen aufgezeichnet. Eigens für die Ausstellung
hat er sie zu kurzen Toncollagen arrangiert. „Jede Collage gibt dem
Gezeigten eine akustische Dimension, und wenn sie verstummt, stärkt sie
die Stille der Fotografie“, erläutert Cindy Kramer vom LWL-Industriemuseum.

Eröffnung: Bei der Eröffnung der Ausstellung „Von Kohle gezeichnet“ in
Anwesenheit des Fotografen am Sonntag (4.3.) um 15 Uhr begrüßt Monika
Schnieders-Pförtzsch, stellvertretende Vorsitzende der
LWL-Landschaftsversammlung, die Gäste. Interessierte sind herzlich
willkommen. Die Historikerin Dr. Uta C. Schmidt hält einen Kurzvortrag
über den „Emphatischen Blick des Dokumentaristen“. Musikalisch wird die
Eröffnung vom Akkordeonisten Robert Kusiolek begleitet.

Katalog: Dariusz Kantor: Von Kohle gezeichnet / Węglem znaczone. Hg.
vom Oberschlesischen Landesmuseum Ratingen, Ratingen 2006. 63 Seiten,
zweisprachig dt./ pln., 29,80 Euro.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall,
Nachtigallstraße 35, 58452 Witten
Geöffnet Di-So 10-18 Uhr