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Ausstellung und „‘Aktion Reinhardt‘ – Sie kamen ins Ghetto… Sie gingen ins Unbekannte…“

04.10.-11.11.2018, Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, Steinstraße 50,
Dortmund

Ausstellung: „Aktion Reinhardt“ – Sie kamen ins Ghetto… Sie gingen ins
Unbekannte…

2017 jährte sich zum 75. Mal der Beginn der systematischen Ermordung der
jüdischen Bevölkerung im besetzten Polen – später als „Aktion Reinhardt“
bezeichnet. Hunderttausende Männer, Frauen und Kinder wurden aus den
Ghettos in die eigens eingerichteten Mordlager verschleppt: Treblinka,
Sobibór, Bełżec. Anders als Auschwitz, dem internationalen Symbol für den
Holocaust, sind diese Tatorte heute nur wenigen ein Begriff. Das zu ändern
ist das Anliegen der Ausstellung „‘Aktion Reinhardt‘ – Sie kamen ins
Ghetto…Sie gingen ins Unbekannte“. Auf 20 Tafeln wird das Geschehen,
werden Opfer und Täter, Orte und der Verlauf dieser beispiellosen
Massenmordaktion vorgestellt.
Die Ausstellung wurde 2013 von der Gedenkstätte Majdanek anlässlich des
70. Jahrestages der „Aktion Reinhardt“ erstellt.

Ausstellungseröffnung, 04.10.2018, 19:00 Uhr
Rolf Fischer
Dortmund und die „Aktion Reinhardt“
Als „Aktion Reinhardt“ bezeichneten die deutschen Täter die systematische
Ermordung aller Jüdinnen und Juden im besetzten Polen, dem sogenannten
Generalgouvernement. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden in den drei
Vernichtungslagern Bełżec, Sobibór und Treblinka ermordet. Darunter waren
auch zahlreiche Menschen aus Dortmund und dem heutigen NRW. So wurden am
30. April 1942 791 Jüdinnen und Juden aus Dortmund und weiteren Orten des
Regierungsbezirks Arnsberg ins polnische Zamość, ein sogenanntes
Transitghetto, deportiert. Niemand überlebte. Auch viele andere, die
Dortmund schon vorher verlassen hatten, wurden schließlich Opfer der
„Aktion Reinhardt“.
Dr. Rolf Fischer, Autor von „Verfolgung und Vernichtung: Die Dortmunder
Opfer der Shoah“ und Mitautor von „Ohne Rückkehr: Die Deportation der
Juden aus dem Regierungsbezirk Arnsberg nach Zamość im April 1942“ wird
kurz in das Thema einführen und Dortmunder Bezüge herausstellen.
Daniel Lörcher
Mit Fußballfans auf den Spuren von Dortmunder Opfern der „Aktion
Reinhardt“
Seit 2014 organisiert Borussia Dortmund in Zusammenarbeit mit der Mahn-
und Gedenkstätte Steinwache Bildungsfahrten in die Region Lublin. Nach der
Beschäftigung mit dem lokalen Verfolgungsgeschehen und der Deportation
nach Zamość wird deren Spuren ins heutige Ostpolen gefolgt, wo die Orte
von Ghettoisierung und Massenmord aufgesucht werden. Daniel Lörcher,
Leiter der Abteilung Fanangelegenheiten beim BVB, wird sowohl über die
Fahrten und ihre Ergebnisse als auch über seine persönliche Motivation zu
dieser Arbeit und die Aktualität des Themas sprechen.
Fritz Bornemeyer und Raphaela Kula
Rundgang durch die Ausstellung

Vortrag, 18.10.2018, 19:00 Uhr
Ingrid Strobl
„Wir wollten etwas tun“ – Jüdischer Widerstand im deutsch-besetzten Polen
Sie hatten keine Chance. Kaum Kontakte zur Außenwelt. Keine Unterstützung
durch den polnischen Widerstand. Nur eine Handvoll Revolver, selbstgebaute
Molotowcocktails und Zündflaschen. Die Menschen im Ghetto hielten sie für
verrückt: Wie konnten sie glauben, man könne sich gegen die allmächtigen
Deutschen wehren? Und dennoch taten sie es: Vor 75 Jahren erhoben sich
junge Frauen und Männer in den Ghettos des deutsch-besetzten Polen gegen
ihre Mörder. Wer waren sie? Woher nahmen sie ihren Mut und ihre
Entschlossenheit? Wie und unter welchen Bedingungen organisierten sie den
jüdischen Widerstand von Wilna bis Bialystok? Warum spielten Frauen in
diesem Widerstand eine bedeutende Rolle? Ingrid Strobl hat zum jüdischen
Widerstand geforscht, mit überlebenden Widerstandskämpferinnen gesprochen
und referiert hier die Antworten, die sie auf diese Fragen gefunden hat.

Vortrag, 25.10.2018, 19:00 Uhr
Steffen Hänschen
Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust. Die Deportationen in den
Distrikt Lublin im Frühsommer 1942
Im Laufe des Jahres 1942 wurden Zehntausende deutsche Jüdinnen und Juden
in den Distrikt Lublin im besetzten Polen verschleppt. Zunächst wurden die
Deportierten nicht unmittelbar in den Lagern der „Aktion Reinhardt“
ermordet. In „Transitghettos“, wo unmenschliche Lebensbedingungen
herrschten, mussten sie auf ihre Weiterfahrt in den Tod warten. Das größte
dieser „Transitghettos“ war Izbica. Buchautor Dr. Steffen Hänschen,
Mitarbeiter des Bildungswerks Stanisław Hantz e.V., rekonstruiert, was in
Izbica geschah, wie es den Überlebenden nach dem Krieg erging und verfolgt
die Nachkriegsverfahren gegen deutsche Täter und polnische Kollaborateure.

Vortrag, 01.11.2018, 19:00 Uhr
Stefan Klemp/Andreas Kahrs
Die „Aktion Erntefest“
Die „Aktion Erntefest“ bildete den Abschluss der „Aktion Reinhardt“.
Nachdem es in mehreren Ghettos und Vernichtungslagern im Laufe des Jahres
1943 zu Aufständen gekommen war, erschossen Polizisten und SS-Angehörige
im Distrikt Lublin am 3. und 4. November 1943 die letzten überlebenden
Juden in den Lagern Majdanek, Trawniki und Poniatowa – insgesamt mehr
40.000 Menschen.
Dr. Stefan Klemp, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und
Gedenkstätte Steinwache und Andreas Kahrs vom Bildungswerk Stanisław Hantz
e.V. stellen die Ergebnisse ihrer Forschungen vor. Grundlage sind vor
allem die Aussagen von Tätern und den wenigen überlebenden Opfern, aber
auch Ergebnisse der später teilweise angestrengten Ermittlungsverfahren.

Vortrag, 08.11.2018, 19:00 Uhr
Franziska Bruder
„Hunderte solcher Helden“: Der Aufstand jüdischer Gefangener im
NS-Vernichtungslager Sobibór
In Sobibór wurden etwa 170.000 Menschen ermordet, in ihrer überwältigenden
Mehrheit europäische Juden, vor allem aus Polen, Holland, Belarus,
Russland, der Ukraine und der Slowakei. Sobibór war ein reines
Vernichtungslager, die Juden wurden nach der Ankunft direkt in die
Gaskammer geführt. Lediglich 550-600 Juden wurden für Arbeiten im Lager
und rund um den Vernichtungsvorgang selektiert. Der Aufstand der Juden in
Sobibór ist eines der eindringlichsten Beispiele gegen die These, Juden
hätten sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen.
Dr. Franziska Bruder, die vor allem zu Nationalismus, Rassismus und
Antisemitismus in Polen und der Ukraine sowie zu jüdischem Widerstand
gearbeitet hat, geht in ihrem Vortrag unter anderem der Frage nach, wer
die Akteure des Aufstands waren: Woher kamen sie? Verfügten sie über
politische, organisatorische oder konspirative Erfahrungen? Welche
Voraussetzungen mussten erfüllt sein, um die Zeit nach dem Aufstand bis
zur Befreiung überleben zu können?

Alle Veranstaltungen finden in der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache,
Steinstraße 50, in Dortmund statt. Die Ausstellung kann hier dienstags bis
sonntags in der Zeit von 10-17:00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist
kostenlos.
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Markus Günnewig
Stadtarchiv Dortmund
Stellvertretender Leiter Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Märkische Straße 14
44122 Dortmund
Telefon: 0231 – 5027685
Telefax: 0231 – 5026011

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