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Ausstellung
Jüngste Zeiten. Archäologie der Moderne an Rhein und Ruhr

25. September 2023 bis 7. April 2024

*Jüngste Zeiten. Archäologie der Moderne an Rhein und Ruhr*

Das Ruhrgebiet als ehemals größte Industrieregion erlebt seit über 200
Jahren einen extremen Wandel. Nicht nur das Bewusstsein der Region und
ihrer Menschen, sondern auch die materiellen Hinterlassenschaften in den
Archiven und Museen sowie in den Böden sind durch diese Entwicklung
geprägt. Die Industrialisierung überlagerte die dörflichen und feudalen
Strukturen, ihre Gebäude wurden immer wieder erweitert und durch
ständige Modernisierungen verändert. Die Region, vor allem ihre
Industrie, aber auch ihre Wohnbebauung und ihre Infrastruktur, wurde im
Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Nach dem Wiederaufbau veränderte
der Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft in
der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts noch einmal ihre Gestalt.

Acht Kapitel, die sich an den wichtigsten Forschungsfelder der
Archäologie der Moderne anlehnen, gliedern die Ausstellung: Industrie,
Infrastruktur, Müll, Umwelt, Geschichte, Mensch, Nationalsozialismus und
Zweiter Weltkrieg. Sie bilden die Erzählung der Ausstellung, beginnend
mit der die Region seit dem Beginn der Moderne formenden
Industrialisierung bis hin zum Zweiten Weltkrieg, der großen Katastrophe
in der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Die Exponate wurden überwiegend von der Bodendenkmalpflege geborgen. Ein
Schwerpunkt liegt auf den Funden der Essener Stadtarchäologie, die durch
Objekte verschiedener Leihgeberinnen und Leihgeber bereichert werden.
Die Bandbreite der Fundstücke erstreckt sich von mit bloßem Auge nicht
sichtbaren Mikrospuren im Erdreich bis hin zu dem Propeller eines
alliierten Bombers. Zeugnisse der Krupp’schen Gussstahlfabrik sind
ebenso zu sehen wie Funde aus den Zwangsarbeiterlagern der NS-Zeit. Zu
den ältesten Exponaten gehören ein Münzschatz aus Westfalen und der
Grenzstein eines Essener Bergwerks. Überraschend sind Objekte aus dem
rheinischen Braunkohletagebau und vor allem die jüngsten gezeigten
Fundstücke, wie etwa ein Schlüsselbrett aus einem Bunker des Kalten
Kriegs am Essener Hauptbahnhof.

Kooperationspartner der Ausstellung, an deren Vorbereitung der ehemalige
Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp beteiligt war, ist die Essener
Stadtarchäologie bzw. die Untere Denkmalbehörde der Stadt. Seit Ende
2021 wird sie durch Dr. Johannes Müller-Kissing vertreten. Daneben
unterstützt insbesondere das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
das Vorhaben durch bedeutende Leihgaben. Die Laufzeit der Ausstellung,
das Begleitprogramm und die sonstige Planung wurden mit dem LWL-Museum
für Archäologie und Kultur in Herne abgestimmt. Mit »Modern Times –
Archäologische Funde der Moderne und ihre Geschichten«
(8.9.2023-18.8.2024) präsentiert das Herner Museum zeitgleich eine
ähnliche Thematik, allerdings mit internationaler Ausrichtung und
anderen inhaltlichen Schwerpunkten.

/Das Begleitprogramm/
Während der Laufzeit der Ausstellung findet ein vielseitiges
Begleitprogramm statt. Neben Führungen umfasst es informative
Exkursionen. Besucht werden unter anderem ein Bunker der Deutschen Bahn
aus der Zeit des Kalten Krieges unter dem Premier Inn Hotel Essen City
Centre am Hauptbahnhof oder archäologische Kriegsrelikte im Rheinland.
Daneben beleuchtet eine spannende Vortragsreihe die Archäologie der
Moderne aus verschiedenen Perspektiven. Workshops für Kinder und eine
Ausstellungsrallye für Familien runden das Angebot ab.

/Der Katalog/
Ausstellung und Katalog haben einen interdisziplinären Ansatz und
entstanden unter Mitarbeit von 26 Autorinnen und Autoren aus den
Fachgebieten Archäologie, Geschichtswissenschaften, Anthropologie,
Archäozoologie, Numismatik, Geowissenschaften, Musik- und
Fotowissenschaften. Durch diese Bandbreite wurde der archäologische
Blick interdisziplinär erweitert, in größere Zusammenhänge eingebunden
und die Ergebnisse auf eine möglichst breite Grundlage gestellt. Der
Katalog erscheint im Nünnerich-Asmus Verlag und kostet 29 €. ISBN
978-3-96176-229-3

*Veranstaltungsort*
Ruhr Museum in der Kohlenwäsche 21-Meter-Ebene UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181, 45309 Essen