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Ausstellung
Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe
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„Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe“
Ausstellung im LWL-Museum Zeche Zollern*
Nicht nur Hamburg oder Berlin, auch Westfalen hat viele Berührungspunkte
mit dem Kolonialismus. Eine neue Ausstellung im LWL-Museum Zeche Zollern
in Dortmund widmet sich unter dem Titel „Das ist kolonial. Westfalens
(un)sichtbares Erbe“ der Geschichte, den Spuren und Folgen des
Kolonialismus bis in die Gegenwart.
Die Ausstellung ist das zentrale Projekt im Themenjahr „POWR!
(Post)koloniales Westfalen-Lippe“ der LWL-Kulturstiftung. „Unser
gemeinsames Ziel ist es, die Spuren des Kolonialismus und seine Folgen
für unsere heutige Gesellschaft in der Region aufzuzeigen und dieses
bisher wenig beachtete Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu
beleuchten“, erklärte der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, am
Dienstag (11.6.) bei der Vorstellung der Ausstellung in Dortmund.
„Obwohl es seit 1919 keine deutschen Kolonien mehr gibt, ist der
Kolonialismus keine abgeschlossene Epoche. Nicht nur die Beziehungen
zwischen dem globalen Norden und globalen Süden sind bis heute
fundamental geprägt von einer gemeinsamen kolonialen Vergangenheit. Auch
rassistische Vorstellungen wurden durch den Kolonialismus geprägt und
verstärkt“, so Lunemann weiter.
Mit der Besetzung von Gebieten in Afrika, China und der Südsee eignete
sich das Deutsche Reich ab 1884 den Zugang zu Rohstoffen an und zwang
Menschen aus indigenen Bevölkerungsgruppen zur Arbeit in den Kolonien.
Auch in Westfalen war der Kolonialismus in jener Zeit allgegenwärtig:
Menschen zogen als Missionsangehörige, Farmer und Farmersfrauen oder
Soldaten in die Kolonien. Unternehmer und Industrielle trieben die
deutsche Kolonialpolitik voran, Kaufleute handelten mit Waren wie Kaffee
und Tee. Bürgerinnen und Bürger engagierten sich in Kolonial- und
Missionsvereinen, gingen zu sogenannten Völkerschauen, spendeten für
Denkmäler oder benannten Straßen nach kolonialen Akteuren. Für all diese
Felder zeigt die Ausstellung Beispiele und thematisiert die
Kontinuitäten sowie aktuelle Debatten um die Auseinandersetzung mit der
Kolonialzeit.
Die Ausstellung baut auf Kooperationen und Ergebnissen einer
partizipativen Werkstatt aus dem Jahr 2023 auf. „Diese Werkstatt war
Arbeits- und Lernort, Begegnungsraum und Ausstellungsfläche zugleich.
Sie eröffnete Räume zum Mitdenken, Mitgestalten, Diskutieren und zur
Teilhabe. Eines der Hauptziele unserer Werkstatt war es, Perspektiven
von Schwarzen Menschen und People of Color (BPoC) zu gewinnen, die
bisher in der musealen Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte
unterrepräsentiert sind“, erklärte Projektleiterin Dr. Anne
Kugler-Mühlhofer, Leiterin des LWL-Museums Zeche Zollern. Deswegen haben
zahlreiche Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner
künstlerische Beiträge für die aktuelle Ausstellung erarbeitet, ihre
Perspektiven in Interviews eingebracht und sich an der Erarbeitung von
Vermittlungsformaten beteiligt.
Für Schülerinnen und Schüler sowie Kinder und Familien gibt es besondere
Führungen sowie ein Begleitheft, das die Inhalte kindgerecht erklärt.
„Beim Thema Kolonialismus und Rassismus ist es wichtig, gerade junge
Menschen anzusprechen und zu sensibilisieren. Denn nur, wenn wir
Geschichte verstehen, können wir die Zukunft neu gestalten“, erklärte
Zola Wiegand M’Pembele, die gemeinsam mit Phyllis Quartey und
Kuratorin Julia Bursa das Begleitheft entwickelt hat und Führungen in
der Ausstellung leitet. Unterstützt und kritisch begleitet wurde das
gesamte Projekt von „Critical Minds“, einem Beratergremium mit
Akteur:innen aus gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen
Kontexten.
/Künstlerische Interventionen/
In den vier Ausstellungsbereichen eröffnen die Kunstwerke von Luiza
Spotorno, Emeka Bob-Anyeji, Clarisse Akouala, Shavu Nsenga und Stefan
Henaku-Grabski, Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz neue
Perspektiven und bilden mit ihren persönlichen und emotionalen Beiträgen
einen Bezug zu unserer heutigen Gesellschaft. Im Obergeschoss des
Ausstellungsgebäudes finden Besucherinnen und Besucher
Aufenthaltsmöglichkeiten, eine Bibliothek, ein Tonstudio und weitere
Möglichkeiten, sich mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen und Feedback
zu geben. In einem eigenen Raum wird die filmische Arbeit „How long is
it gonna take?“ gezeigt, erarbeitet von Tina Adomako, Laura Jane Beya,
Janinka Chiebuka Okoye, Bernice Lysania Ekoula Akouala, Richard Opoku
Agyemang und Phyllis Quartey.
/Begleitprogramm/
Zum Begleitprogramm der Ausstellung gehören Führungen in verschiedenen
Formaten und für verschiedene Zielgruppen, darunter spezielle Angebote
für Kinder und Familien, Performances, Artist-Talks, Workshops und
Lesungen. Neben öffentlichen Angeboten an festen Terminen können Gruppen
Führungen während der Öffnungszeiten buchen. Donnerstags nach 18 Uhr
gibt es die Möglichkeit für Gruppen, die Ausstellung mit oder ohne
Führung außerhalb der regulären Öffnungszeit zu besuchen. Alle Termine
unter: zeche-zollern.lwl.org/dasistkolonial
/Eröffnung/
Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes
Westfalen-Lippe (LWL), eröffnet die Ausstellung am Donnerstag (13.6.) um
18 Uhr. In einer Talkrunde sprechen LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara
Rüschoff-Parzinger, die Künstlerinnen und kuratorischen Beraterinnen
Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz sowie die Kuratorinnen Julia
Bursa, Dr. Barbara Frey und Katarzyna Nogueira über Inhalte und
Entstehung der Ausstellung. Die Veranstaltung ist öffentlich, um
Anmeldung wird gebeten an: postkoloniales-westfalen@lwl.org.
*Veranstaltungsort*
LWL-Museum Zeche Zollern
Grubenweg 5 | 44388 Dortmund
zeche-zollern.lwl.org/de/ausstellungen/das-ist-kolonial/