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Ausstellung
Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens

23. März bis 13. Oktober 2019

Ausstellung: Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens

„Alles nur geklaut?“, fragt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
ab 23. März in seiner neuen Sonderausstellung auf der Zeche Zollern in
Dortmund. Bis 13. Oktober 2019 dreht sich im LWL-Industriemuseum alles
um die abenteuerlichen Wege des Wissens. Die Schau zeigt an Beispielen
aus Geschichte und Gegenwart, wie Wissen geschaffen, geteilt und
geschützt wird. Sie veranschaulicht damit die Entstehung der modernen
Wissens- und Informationsgesellschaft. Schirmherrin der Ausstellung ist
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek.

Die Themen der Ausstellung
Wissen schaffen. Von Göttern und Menschen
War das Wissen ein Geschenk der Götter, eine kulturelle Entwicklung oder
kommt es von einem anderen Stern? Der Gast begegnet zum Auftakt dem
Prometheus-Mythos und sieht einen 1.500 Jahre alten Goldflieger aus
Kolumbien. Bis heute beflügelt er den Glauben an Außerirdische. Die
Erfindung des Rads steht dagegen für eine menschengemachte Innovation,
die das Leben verändert hat. Gezeigt wird die ganze Vielfalt: vom
steinzeitlichen Scheibenrad über das ICE-Rad bis zu winzig kleinen
Mikrorädern. In Gestalt eines Hologramms erzählt Karl von Drais auf dem
Fahrrad von seiner berühmten Erfindung.

Wissen für alle. Von Gelehrten und Experten
Vom Gehirn über die Wachstafel, das Buch, die Kassette und den USB-Stick
bis zur modernen Cloud reicht das Spektrum der Medien, in denen Menschen
Wissen speichern. Eine Bücherwand mit dem 243-bändigen „Krünitz“ steht
für die große Zeit der Enzyklopädien des 18. und 19. Jahrhunderts. Der
Geist von Johann Georg Krünitz berichtet über sein Schaffen als
Universalgelehrter. Gegenüber stellt die Wikipedia-Wand die kollektive
Zusammenarbeit des Online-Lexikons vor.

Wissen wollen. Von Profit und Moral
Spionage und Wissenstransfer gehörten seit Beginn der Industrialisierung
zum Repertoire der Unternehmen und der staatlichen Wirtschaftsförderung.
Friedrich Harkort gilt als Industriepionier an der Ruhr. Das Knowhow für
den Bau seiner Dampfmaschinen verschaffte er sich auf zwei Englandreisen
1819 und 1826. Wernher von Braun, Schlüsselfigur der deutschen
Raketentechnik, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit über 100
weiteren Wissenschaftlern in die USA gebracht. Fragmente von
„V2“-Raketen und Gegenstände von KZ-Häftlingen stehen für Tod und
Verderben, die die deutsche „Vergeltungswaffe“ bereits bei ihrem Bau
forderte. Modelle von Nasa-Mondraketen zeigen das Ergebnis der
Weiterentwicklung in Amerika.

Wissen schützen. Von Patenten und Plagiaten
Seit Gründung des Kaiserlichen Patentamtes im Jahr 1877 kann man
Erfindungen schützen lassen. Die Patentschrift Nr. 1 zur Herstellung
einer roten Ultramarinfarbe zeigt den Beginn der Entwicklung. Seither
gibt es viele Versuche, Ideen unter Schutz zu stellen oder gewerbliche
Rechte zu unterlaufen. Konrad Adenauer, vielseitiger Tüftler und
Erfinder, scheiterte mit seinem beleuchteten Stopfpilz, andere wie der
Physikprofessor Wilhelm Conrad Röntgen wollten bewusst kein Patent
anmelden, damit ihr Wissen allen zu Gute kommt. Original oder
Nachahmung? In einem Sachverständigenlabor können Besucher Warenproben
auf Echtheit prüfen.

Wissen verraten. Von Geheimnissen und Spionen
Die eine war eine Schreibtischtäterin, die andere stand im Rampenlicht –
beide waren Spioninnen im Ersten Weltkrieg. Elsbeth Schragmüller zog als
Chefin des Nachrichtendienstes gegen Frankreich vom Büro aus die Fäden.
Die Tänzerin Mata Hari nutzte Kontakte zu einflussreichen Männern, die
sie aus noblen Nachtclubs kannte. Im Zweiten Weltkrieg hatte sich die
Militärtechnologie rasant weiterentwickelt – dafür steht die „Enigma“,
die erste Verschlüsselungsmaschine der Welt. Als Brosche oder Feuerzeug
getarnte Minikameras zeigen, wie sich Agenten geheimes Wissen
beschaffen. Von James Bond, laut fiktiver Biographie in Wattenscheid
geboren, sind Raumanzug und das Gebiss seines Gegenspielers aus dem Film
Moonraker zu sehen.

Wissen freigeben. Was weiß denn ich?
Kirchenbücher gehören zu den ältesten Datensammlungen Europas; sie gehen
ins 17. Jahrhundert zurück erfassten erstmals die gesamte Bevölkerung.
Heute hat das Sammeln, Speichern und die Nutzung privater Daten ganz
neue Dimensionen angenommen. Sie sind das neue „Gold“ der Gesellschaft.
Wirtschaftsriesen wie Amazon, Google und Facebook wissen den Rohstoff
erfolgreich zu nutzen. Macht uns die Digitalisierung zum gläsernen
Menschen? Oder bietet sie ganz neue Chancen? Die Ambivalenz zwischen
Freiheit und Sicherheit, Privatsphäre und Öffentlichkeit ist Thema der
abschließenden Ausstellungsabteilung.

Begleitprogramm und Führungen

Jeden Sonntag und an Feiertagen 16 Uhr öffentliche Führung durch die
Ausstellung. Regelmäßig Führungen für Gäste mit Sehbehinderung und in
Deutscher Gebärdensprache angeboten (s. Internet).

Eine Spielerunde in den Escape-Rooms ist während der Öffnungszeiten
möglich und dauert 60-90 Minuten. Einzelbesucher müssen sich nicht dafür
anmelden. Wegen des begrenzten Zugangs kann es zu Wartezeiten kommen.
Der Rundgang kann auch als Gruppenangebot zu festen Terminen gebucht werden.

In der „Wissenswerkstatt“ bieten Aktionstage für Kinder und Familien
Experimente und Spiele zu Wissen aus der Natur, Kreatives aus der
Fälscherwerkstatt, Prototypen und Duplikaten aus dem 3D-Drucker. Ab 7
Jahren. Termine: 7.4., 17.4., 5.5., 2.6., 7.7., 4.8., 1.9. und
6.10.2019, jeweils 11-17 Uhr. Kosten: 3 Euro.

Im „Digitalen Kulturlabor“ präsentiert das Zentrum für Medienkompetenz
in Dortmund eine Auswahl an „serious games“. Die Angebotspalette reicht
vom Retro Gaming aus den Anfängen der Computerspielszene bis hin zu
innovativen kreativen Kunstformaten und eSport mit VR-Brille und
Playstation. Auch hier finden regelmäßig Aktionstage statt.

23.-29.3. 10-18 Uhr
Florian Toperngpong, Alles was ich weiß. Live-Performance

26.3. 18 Uhr
Braucht Wissen Schutz? Vortrag und Gespräch von und mit Jan Brandenburg,
Eintritt frei

6.4. 11-17 Uhr
Schreibwerkstatt mit Wikipedianern: Wie kann ich einen Wikipedia-Artikel
erstellen und bearbeiten? Anmeldung bis 30.3.

23.4. 18 Uhr
Karl Heinz Glocke. Ein Bochumer spioniert für die Stasi. Vortrag und
Gespräch von und mit Dr. Nicole Glocke, Eintritt frei

28.5. 18 Uhr
Mashup: Sound Sampling und Recht. Vortrag und Gespräch von und mit
Privatdozent Dr. Frédéric Döhl, Eintritt frei

15./16.6. 11-17 Uhr
Chaos im LWL-Industriemuseum: Experimente und Vorträge rund um das Thema
Hacken, Technik und Datenschutz mit dem Chaostreff Dortmund e.V.

25.6. 18 Uhr
Wenn Daten reisen – das Vorgehen von Hackern und Schutzmöglichkeiten.
Vortrag und Gespräch von und mit Chris Wojzechowski, Eintritt frei

Das komplette Programm unter allesnurgeklaut.lwl.org

Weitere Ausstellungen
Mehrere Standorte des LWL-Industriemuseums widmen sich in Ausstellungen
weiteren Aspekten des Verbundthemas „Alles nur geklaut? Die
abenteuerlichen Wege des Wissens“.

Raubbau. Rohstoffgewinnung weltweit
Zeche Nachtigall, Witten (5.5. – 15.12.2019)

BOOM!. Die Hütte zwischen Abbruch und Aufbruch
Henrichshütte Hattingen (24.5. – 3.11.2019)

U-Boote. Krieg und Forschung in der Tiefe
Schiffshebewerk Henrichenburg, Waltrop (9.12.2018 – 15.9.2019)

Fashion Material. Modewelten von Stephan Hann
TextilWerk Bocholt (25.5. – 6.10.2019)

Backsteinhistorismus. Architekturepoche oder Stilsünde?
Ziegeleimuseum Lage (28.4. – 29.9.2019)

Katalog: Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens. Hg.
LWL-Industriemuseum, Georg Eggenstein, Anja Hoffmann, Olaf
Schmidt-Rutsch. 192 Seiten, Klartext Verlag Essen 2019, ISBN
978-3-8375-2112-2. Preis: 29,95 Euro.

Veranstaltungsort:
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
Grubenweg 5, 44388 Dortmund
allesnurgeklaut.lwl.org