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20.06 – Mehr als Industriefotografie. Aufnahmen der Fotografen des „Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation“

*Stremmel, Ralf: Mehr als Industriefotografie. Aufnahmen der Fotografen
des „Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation“, 1927-1945. Aschendorff
Verlag, Münster 2025, 240 Seiten, ISBN 978-3-402-25115-7, 29,90 €*

Lange Jahre gehörte die Fotoabteilung des „Bochumer Vereins für
Gussstahlfabrikation“ zu den größten Einrichtungen ihrer Art in
Deutschland. Sie steht beispielhaft für den Umgang der Industrie mit dem
Medium Fotografie. Überliefert sind von ihr rund 52.000 Aufnahmen, die
sich heute im Historischen Archiv Krupp befinden.

Die angestellten Fotografen dokumentierten für interne Zwecke,
unterstützten die Materialprüfung der Firma und trugen maßgeblich zu
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bei. Ihre Aufnahmen sind qualitativ
herausragend. Vorsichtig, aber spürbar griffen sie Innovationen der
Kunstfotografie ihrer Zeit auf, der „Neuen Sachlichkeit“. Auch das
Spektrum ihrer Themen erweiterte sich Ende der 1920er Jahre: Neben
Werkshallen, Maschinen, Produkten, Büros oder Arbeitersiedlungen rückten
nun vor allem Porträts der Beschäftigten in den Fokus. Oft verließen die
Fotografen auch das Werk: Sie lichteten Sportwettkämpfe ab, Kundgebungen
der NSDAP, Theateraufführungen, Feste und manches besondere Ereignis.

Was heißt überhaupt Werksfotografie? Das Buch erweitert die bisherige
Forschung, indem es nach den Lebensläufen der Fotografen fragt, ihrer
Haltung, ihren Auftraggebern und Arbeitsbedingungen. Es rekonstruiert
die Verwendung der Bilder, benennt aber auch Lücken und Schwachstellen
dieser Form von Auftragsfotografie.

Der Band präsentiert rund 400 Motive – Momentaufnahmen ebenso wie
aufwendige Inszenierungen, die meisten bislang unbekannt. Die
Fotografien erlauben einen facettenreichen Blick in den industriellen
Alltag zwischen 1927 und 1945. Mehr noch: Sie erzählen Zeitgeschichte
zwischen Demokratie und Diktatur.

Der Verfasser:
Prof. Dr. Ralf Stremmel ist Leiter des Historischen Archivs Krupp bei
der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Essen sowie apl.
Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum.