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Vortragsreihe
Vortragsreihe zur Sonderausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“

ab 2. Mai 2017

Vortragsreihe zur Sonderausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation
und religiöse Vielfalt an Rhein und Ruhr“

Seit Anfang April zeigt das Ruhr Museum auf dem Welterbe Zollverein die
Sonderausstellung „Der geteilte Himmel. Reformation und religiöse
Vielfalt an Rhein und Ruhr“. Im Rahmen des umfangreichen
Begleitprogramms zur Ausstellung startet am 2. Mai eine hochkarätig
besetzte, wissenschaftliche Vortragsreihe, die 500 Jahre
Religionsgeschichte und religiöse Vielfalt im Ruhrgebiet thematisiert
und gesellschaftspolitisch hochaktuell ist. Bis zum 4. Juli referieren
jeweils dienstags um 18 Uhr im Ruhr Museum Wissenschaftler aus den
Fachbereichen Geschichte, Religions- und Islamwissenschaften,
Kunstgeschichte sowie Politikwissenschaften. Alle Veranstaltungen der
Vortragsreihe sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Den Auftakt macht am Dienstag, dem 2. Mai, um 18 Uhr der Historiker
Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs von der Universität Duisburg-Essen mit dem
Vortrag über „Herzog Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg, Graf von der Mark
und Ravensberg und seine Religionspolitik an Ruhr und Niederrhein“.
Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg (1516 – 1592) gehört zu jenen
Landesherren, die als bekennende Katholiken eigene Wege zu kirchlichen
Reformen suchten. Der Vortrag geht den Fragen nach, welche Konzepte an
seinem Hof entwickelt wurden und wie er versuchte, angesichts einer
durch Kriege in der Nachbarschaft zunehmenden Gefahr für seine
Untertanen „Realpolitik“ zu betreiben. Das jülich-klevische Herzoghaus
gestand manchen Städten, anders als in anderen Territorien, größere
Freiheiten bei der Wahl der Konfessionszugehörigkeit zu.

Prof. Dr. Ralf-Peter Fuchs lehrt an der Universität Duisburg-Essen im
Fachbereich Geschichte. Er ist Direktor des Instituts für
niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören die Frühe Neuzeit, vor allem die
Bereiche Historische Anthropologie, Historische Kriminologie,
Hexenforschung, Geschlechtergeschichte, Forschungen zur Geschichte des
Dreißigjährigen Krieges sowie die landes- und regionalgeschichtliche
Forschung.

Die weiteren Termine und Themen der Vortragsreihe

Di 9.5._18 Uhr
Religiöser Alltag im Wandel. Reformationen im Ruhrgebiet
Prof. Dr. Stefan Ehrenpreis, Universität Innsbruck
Der Vortrag widmet sich den Änderungen religiöser Auffassungen und
Praktiken, die sich durch den vielfältigen politischen, kirchlichen und
sozialen Wandel in der Reformationszeit im Raum des heutigen Ruhrgebiets
vollzogen. Frauen und Männer der damaligen Zeit rangen um die
Vorstellung eines gnädigen Gottes, um Traditionen, Freiheitsrechte und
Lebensentwürfe und stießen dabei auf politische Rahmenbedingungen, die
dramatisch in Fluss gerieten. Prof. Dr. Stefan Ehrenpreis studierte
Geschichte, Sozialwissenschaften und Pädagogik in Bochum und Wien. Seit
2014 ist er Professor im Kernfach Geschichte der Neuzeit an der
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte
sind unter anderem die Europäische Religionsgeschichte der Neuzeit, die
Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sowie die
Geschichte von Erziehung und Bildung.

Di 16.5._18 Uhr
Erasmus und die Reformation
Prof. Dr. Jürgen Müller, Technische Universität Dresden
Einerseits gilt Erasmus von Rotterdam als Wegbereiter der Reformation,
andererseits als Gegenspieler Luthers. Wie muss seine Theologie und sein
Streit mit Luther bewertet werden? Der Vortrag versteht sich als eine
erste Annäherung an das Werk des niederländischen Humanisten und will
zugleich seine Bildnisse vorstellen, die keine geringeren Künstler als
Albrecht Dürer und Hans Holbein d. J. gestaltet haben. Seit 2002 ist
Prof. Dr. Jürgen Müller als Professor für Mittlere und Neuere
Kunstgeschichte an der TU Dresden tätig. Er hat Kunstgeschichte,
Germanistik und Philosophie in Bochum, Münster, Paris, Pisa und
Amsterdam studiert und legt die Schwerpunkte seiner Forschung auf die
Foto- und Filmgeschichte sowie die Kunst der Frühen Neuzeit.

Di 23.5._18 Uhr
Wasserproben und Hexenverfolgungen an Rhein und Ruhr
Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Universität zu Köln
Das „Ruhrgebiet“ war in der Epoche der Frühen Neuzeit ein geographischer
Raum, in dem verschiedene Herrschaftssysteme aufeinanderprallten. Der
Vortrag zeigt, welche unterschiedlichen Ausprägungen die
Hexenverfolgungen etwa in den Stiften Essen und Rellinghausen, im Vest
Recklinghausen oder in der Grafschaft Mark haben konnten. Besonderes
Gewicht wird auf die Darstellung der Wasserproben gelegt, die eine
„Spezialität“ der Region bildeten. Prof. Dr. Gudrun Gersmann studierte
Geschichte, Romanistik und Germanistik in Bochum, Genf und Paris. Sie
initiierte zahlreiche etablierte Online-Portale wie zum Beispiel
www.historicum.net, www.zeitenblicke.de oder www.lesepunkte.de. Zu ihren
Forschungsschwerpunkten gehören die Verfassungs- und Rechtsgeschichte
der Frühen Neuzeit und Aufklärung sowie die Restauration in Frankreich
und die Geschichte der Hexenverfolgungen.

Di 30.5._18 Uhr
Protestantismus nach der Aufklärung. Die Entstehung der säkularen
Gesellschaft
Prof. Dr. Lucian Hölscher, Ruhr-Universität Bochum
Eine säkulare Gesellschaft gab es zur Zeit der Reformation noch nicht.
Sie wird jedoch häufig als ein Kind des Protestantismus bezeichnet. Wie
positionierte sich die Protestantische Kirche im 19. Jahrhundert
zwischen Tradition und Moderne? Lucian Hölscher war von 1991 bis 2014
als Professor für Neuere Geschichte und Theorie der Geschichte an der
Ruhr-Universität Bochum tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die
Theorie der Geschichte sowie Geschichte und Methodologie der
Geschichtswissenschaft. Außerdem beschäftigte er sich mit der Politik-,
Sozial- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mit besonderem
Schwerpunkt auf der Religionsgeschichte der Neuzeit.

Di 6.6._18 Uhr
Religiöse Pluralität als Herausforderung bundesdeutscher Religionspolitik
Prof. Dr. Ulrich Willems, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Die religiöse Landschaft der Bundesrepublik hat sich seit der deutschen
Vereinigung im Zuge von Migration, Entkirchlichung und
Individualisierung erheblich pluralisiert. Der Vortrag diskutiert die
Herausforderungen, die sich aus dieser religiösen Pluralisierung für das
deutsche Modell einer engen Kooperation von Staat und Kirche ergeben,
und zieht eine Bilanz der bisherigen Antworten der Politik auf diese
Herausforderungen. Prof. Dr. Ulrich Willems studierte Evangelische
Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. 1996 promovierte er
im Fach Politikwissenschaft an der TU Darmstadt und ist heute an der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster am Institut für
Politikwissenschaft im Fachbereich Erziehungswissenschaft und
Sozialwissenschaften tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen
Religionspolitik und Politische Soziologie.

Di 13.6._18 Uhr
Jüdische Vielfalt im Ruhrgebiet heute
Dr. Uri R. Kaufmann, Alte Synagoge Essen – Haus jüdischer Kultur
Die jüdische Gemeinschaft in Nordrhein-Westfalen hat sich seit den
1980er Jahren religiös und demographisch sehr verändert: Es erfolgte
eine religiöse Pluralisierung und – zeitlich verschoben – eine starke
Zuwanderung aus dem russischen Kulturbereich. Dr. Uri Robert Kaufmann
studierte von 1977 bis 1983 an der Hebräischen Universität in Jerusalem
Geschichte und promovierte 1987 an der Universität Zürich. Nach
Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für
Jüdische Studien in Heidelberg, als Lehrbeauftragter an der
Pädagogischen Hochschule Heidelberg und als Konzeptentwickler für das
Jüdische Museum Berlin sowie das Landesarchiv Baden-Württemberg ist er
seit dem 1. September 2011 Leiter der «Alten Synagoge Essen – Haus
jüdischer Kultur».

Di 20.6._18 Uhr
Reformationen im Islam
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Nur Fundamentalisten haben in der Regel ein statisches Verständnis vom
Islam als abgeschlossene Religion. Sie verkennen dadurch die Dynamik und
Prozesshaftigkeit der islamischen Lehre. Der Koran legt selbst die
ständige Reflexion nahe, um ihn und seine Auslegung im Leben des Muslims
zu aktualisieren. Deshalb ist auch Religionskritik von großer Bedeutung.
Denn nur in der ständigen Auseinandersetzung und Konfrontation zwischen
Lebenswirklichkeit und Religion können Muslime immer neu aus dem Islam
schöpfen. Prof. Dr. Mouhanad Khorchide studierte von 1999 bis 2004
Islamische Theologie an der Al-Ozaii-Imam-Fakultät für Islamische
Studien in Libanon. Von 2000 bis 2007 studierte er zudem Soziologie und
promovierte an der Universität Wien. Er ist Professor der Islamischen
Religionspädagogik an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU)
Münster und Leiter des dort ansässigen Zentrums für Islamische Theologie.

Di 27.6._18 Uhr
Zwischen begeisterter Zustimmung, schleichender Anpassung und
beharrlicher Resistenz. Die evangelische Kirche in der Zeit des
Nationalsozialismus
Prof. Dr. Traugott Jähnichen, Ruhr-Universität Bochum
Von einer einheitlichen Stellung der evangelischen Kirchen gegenüber dem
NS­System kann keine Rede sein, da es seit 1933 sehr unterschiedliche
Reaktionen gab, die sich im Laufe der Zeit zudem vielfach verändert
haben. Im Ergebnis waren die evangelischen Kirchen in der NS­Zeit
gespalten, sie ließen sich einerseits nicht „gleichschalten“, konnten
aber andererseits ebenso wenig eine gemeinsame kritische Haltung zum
System entwickeln. In unterschiedlicher Weise haben sich Teile der
Kirche resistent verhalten und damit faktisch den totalitären Anspruch
der NS­Ideologie zumindest partiell unterminiert. Prof. Dr. Traugott
Jähnichen ist seit 1998 Professor für Christliche Gesellschaftslehre. Er
studierte von 1978 bis 1984 evangelische Theologie in Bochum und in
Bonn. Traugott Jähnichen wurde 1998 zum Professor für Christliche
Gesellschaftslehre an der Evangelisch theologischen Fakultät der
Ruhr-Universität Bochum ernannt und ist seit 2013 Mitglied der
Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Di 4.7._18 Uhr
Religiöse Vielfalt und Migration im Ruhrgebiet heute
Prof. Dr. Volkhard Krech, Ruhr-Universität Bochum
Der Vortrag gibt einen Überblick über die religiöse Lage im
gegenwärtigen Ruhrgebiet. Er veranschaulicht insbesondere, wie
Migrationsprozesse die religiöse Landschaft der Region verändern.
Volkhard Krech ist Professor für Religionswissenschaft an der
Ruhr-Universität Bochum und Direktor des Käte Hamburger Kollegs
“Dynamiken der Religionsgeschichte” sowie des Centrums für
Religionswissenschaftliche Studien” (CERES). Zu seinen
Forschungsinteressen zählen unter anderem Religionstheorie, religiöse
Pluralisierung und Globalisierung, Sakralisierungsprozesse, Religion und
Gewalt, Religion und Kunst.