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Vortrag
Migration – Mobilität – Identität

Dienstag, den 27.6.2017 um 19.00 Uhr
Migration – Mobilität – Identität
Leben in der Industriegesellschaft
Veranstaltung mit Dr. Andrzej Michalczyk
in der Buchhandlung Lehmkul • Am Markt in Witten

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert im Ruhrgebiet kommt es zu einer Wanderung von Menschen aus den östlichen Provinzen des Deutschen Reiches in die sich schnell entwickelnde Industrieregion an Ruhr und Rhein. Der Vortrag geht auf die Lebensläufe dieser mobilen Menschen und ihre Lebenswelten zwischen Deutschland und Polen ein. Dr. Andrzej Michalczyk, Dozent an der Ruhr-Universität Bochum, wird die historische Migrationsbewegung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, die dem „deutschen Blick“ einen Perspektivwechsel abverlangen. Wie gestaltete sich diese Migration in den Augen der Zuwanderer? Was macht den Menschen aus, außer der Tatsache seiner Arbeitstätigkeit? Was bedeutete Heimat und Zugehörigkeit für die „Wanderer“ zur Arbeit an der Ruhr? Wäre die Entwicklung der Industrie an der Ruhr ohne die Zuwanderer möglich gewesenen?
Das deutsch-polnische Migrationsverhalten mit dem Ziel Westfalen um 1900 kann als ein frühes, historisches Beispiel eines von der Forschung erst seit den 1990er Jahren beschriebenen Phänomens der Transmigration und der damit verbundenen Entstehung von transnationalen sozialen Räumen gelten. Es wird damit erkannt, dass es nicht allein um eine Auswanderung geht, sondern die Arbeitsmigration einer vielschichtigeren Beschreibung und Betrachtung bedarf.
Sowohl in der Forschung als auch in der Öffentlichkeit gilt bis heute meist die Annahme, dass die dauerhafte Migrationserfahrung zu negativen Folgen führe: auf der einen Seite zu einer Entwurzelung aus der Herkunftsgesellschaft, auf der anderen zu einer Marginalisierung in der Ankunftsgesellschaft. Zusammen ergäbe dies eine doppelte Benachteiligung, die schließlich in ein Leben zwischen zwei Kulturen münde und mit negativen sozialen Kosten verbunden sei. Der Referent möchte aber fragen, ob nicht trotz, sondern vielmehr durch Migration und ein Leben in zwei Kulturen positive und stabilisierende Effekte für die polnischsprachigen Migranten in Deutschland erreicht werden.

Dr. Andrzej Michalczyk studierte an den Universitäten Warschau und Erfurt, war Gastdozent an der Schlesischen Universität Kattowitz, an der University of Strathclyde, Glasgow und ist seit 2007 Dozent für Neuere und Neueste und Ostmitteleuropäische Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum.

Eine Veranstaltung des Freundschaftsvereins Tczew – Witten e. V.
www.tczew-witten.de

Veranstaltungsort:
Buchhandlung Lehmkul
Marktstr. 5
58452 Witten