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Neuerscheinung
WerkstattGeschichte

Verein für kritische Geschichtsschreibung e.V. (Herausgeber):
WerkstattGeschichte, Band 75, Klartext Verlag: Essen 2018, 154 Seiten,
ISBN: 978-3-8375-1930-3, 14,00 €

/in bewegung/

„Wir haben uns als Redaktion entschlossen – trotz aller Kritik an der
Konjunktur von und an der zunehmenden geschichtskulturellen Orientierung
an Jubiläen – , die 75. Ausgabe und die 25 Jahre WerkstattGeschichte zum
Anlass zu nehmen, unsere Vorstellungen von »Schürfarbeit«, von »bewegter
Geschichte«, vom »Graben«, vom »Arbeiten und Experimentieren« zu
befragen und befragen zu lassen. Welche Relevanz haben die
Gründungsprämissen von WerkstattGeschichte heute noch, können oder
könnten sie heute noch haben? Mit der Auswahl der Beiträge und
Interviews im Heft versuchen wir einen Bogen zu schlagen zwischen
(inner­)akademischen Positionen und bestehenden Geschichtsinitiativen,
um möglichen Verbindungen zwischen Bewegung und Wissenschaft auf die
Spur zu kommen. Dieser Blickwinkel schließt damit diejenigen ein, an die
sich WerkstattGeschichte richtet: Menschen, die (…) mit Geschichte
arbeiten, die Geschichte aber auch selbst als ein Werkstück begreifen,
als etwas nicht Fertiges, das sich stets weiterentwickelt. Somit stellt
dieses Heft eher eine Momentaufnahme dar als einen Rückblick. Wir
blicken dahin, wo gerade in vielfältiger Weise an Geschichte gearbeitet
wird. Dass wir dabei nicht wie sonst nur akademische Perspektiven
bieten, soll Fenster öffnen und Dialoge anstoßen, die wir weiterführen
wollen. Neben einer Reihe von Texten zur WerkstattGeschichte selbst,
theoretisch­methodischen Überlegungen und Selbstdarstellungen von
Initiativen haben wir uns deshalb für ein Format entschieden, das das
Kommunikative von Geschichte betont. In einer Reihe von Interviews
schauen wir in umstrittene Felder der gegenwärtigen Geschichte, fragen
nach Bewegung, Geschlechter­ und postkolonialen Perspektiven,
transnationalen und transkulturellen Ansätzen sowie Möglichkeiten und
Formen kritischer Geschichtsschreibung heute. Dabei – so viel Nabelschau
muss sein – stoßen wir immer wieder auf das vielbeschworene Motto des
»Grabe wo du stehst«. Was jedoch bleibt von diesen lokal­ und
alltagshistorischen Bemühungen angesichts veränderter gesellschaftlicher
Verhältnisse, denen auch die Geschichtswissenschaft Rechnung trägt und
vermehrt nach dem Globalen, dem großen Ganzen fragt? Wie bekommen lokal­
und alltagshistorische Forschungen, die ursprünglich an den
nationalstaatlichen Rahmen gebunden waren, das Globale in den Blick? Wie
sieht eine Globalgeschichte »von unten« aus und wer erarbeitet sie? Wie
kann Geschichte anders geschrieben und können neue Erzählweisen
entwickelt werden, die quer zur (herrschenden) Norm liegen, auch unter
dem Aspekt meist sehr knapper Ressourcen? Auf welchen Feldern lohnt es
sich, weiterzugraben? Das vorliegende Heft geht einigen dieser Fragen
nach und liefert Ideen und mögliche Antworten.“
werkstattgeschichte.de/editorial/nr-75-bewegung/

Inhalt von Band 75

* Adelheid von Saldern: In Bewegung. Rückblicke auf die Zeitschrift
WerkstattGeschichte seit 1992
* Etta Grotrian: Vorgeschichte, Vorbild oder Sackgasse? Zur
Historisierung der »neuen Geschichtsbewegung« der Bundesrepublik der
späten 1970er und 1980er Jahre
* Kerstin Wolff: Die Frauenbewegung zurück in die Geschichte
schreiben. Das Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel
* Jan-Henrik Friedrichs: »Wir wollen alle noch irgendwas mit dem
Museum.« Interview mit Birgit Bosold, Aykan Safoglu und Wolfgang
Theis, Schwules Museum*, Berlin
* Roman Aron Klarfeld: Gesammelter Feminismus. Das Berliner FFBIZ
* Marianne Bechhaus-Gerst: Decolonize Germany? (Post)Koloniale
Spurensuche in der Heimat zwischen Lokalgeschichte, Politik,
Wissenschaft und »Öffentlichkeit«
* Richard Hölzl: Auf der Suche nach dem kulturellen Erbe von Iringa.
Ein Gespräch über antikolonialen Widerstand, Museen und Tourismus
mit Jan Küver
* Jan-Henrik Friedrichs, Katja Jana: »Dass die Akademie Themen
aufgreift und dann den Aktivismus links liegen lässt …« Gespräch mit
Manuela Bauche von »Kolonialismus im Kasten? « und Christian Kopp
von »Berlin Postkolonial«
* Dorothee Wierling: Fünfundzwanzig Jahre: Oral History
* Katja Jana: »Gegen die Unterbelichtung der linken Bewegung. «
Interview mit Olaf und Hermann vom Umbruch Bildarchiv e.V. in Berlin
* Chris Rotmund: Offenes Gedenken und staatliche Erinnerung. Die
Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e. V.
* Michaela Hohkamp: Geschichtswerkstätten und die Geschichte der
Frühen Neuzeit. Reflexionen über eine Beziehungsgeschichte und ihre
historiografischen Aspekte
* Andreas Ludwig: Wo bleibt die Gegenwart?

DEBATTE
Alf Lüdtke: Lebenswelt: verriegelte Welt? Überlegungen zu einem Konzept
und seinen Verwendungen

EXPOKRITIK
Stefan Krankenhagen: »Das andere, eigene Kap.« In Brüssel hat das House
of European History eröffnet

REZENSIONEN