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Neuerscheinung
Gartenstädte und Zechenkolonien. Beispiele im Ruhrgebiet und in Nordwestdeutschland

Kaldewei, Gerhard: Gartenstädte und Zechenkolonien. Beispiele im
Ruhrgebiet und in Nordwestdeutschland, Münster: Aschendorff Verlag GmbH
& Co. KG 2017, 199 Seiten, mit Abbildungen, ISBN 978-3-402-13275-3, 39,90 €

„Hier ist der Mensch und seine Wohnung dem Wahn des Mehrverdienstes
geopfert. In trauriger Öde, zwischen Fabriken und Zechen eingeengt,
ziehen die schwarzen Straßen zwischen schwarzen Häusern dahin. Der
elende Ziegelbau mit rußig angelaufenem Zement scheint hier die einzige
Bauart …: eine Höllengegend!“ Dies schrieb der nationalkonservative
rheinische Dichter Wilhelm Schäfer über Oberhausen in den 1880er Jahren
und lehnte damit in sarkastischen Worten nebenbei auch die gesamte
Geschichte der Industrialisierung im Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert ab.
W. Schäfers „Höllengegend“ als Synonym zumindest für diesen westlichen
Teil des Ruhrgebietes zwischen Rhein, Emscher und Ruhr zum Ende des 19.
Jahrhunderts hatte ihre industriellen Anfänge jedoch schon zur Mitte des
18. Jahrhunderts. Dies bezog sich zuerst auf die im Jahre 1758
errichtete St. Antony-Hütte in Osterfeld als erste Eisenhütte im noch
ländlichen Ruhrgebiet: die Wiege der Ruhrindustrie. Doch schon um 1850
hatte der englische Rheinreisende und ,,Industriespion“ Thomas Charles
Banfield in seinem umfangreichen Report über jene gleiche ,,Industry of
the Rhine“ zu der neuen Kolonie Eisenheim geschrieben: ,,Unterwegs
führte uns unser Gastgeber an einigen Siedlungshäusern (cottages)
vorbei, welche die Gesellschaft nach einem ansprechenden Plan für die
Arbeiter hatte bauen lassen. Die Häuser, von denen nur eine Reihe gebaut
worden war, obwohl man ein großes Rechteck geplant hatte, standen zu
zweit zusammen, in Gärten, die sie von der Provinzialstraße trennten.“
Nur wenige Jahre später hieß es dann in der neuen Hüttenarbeiter­kolonie
Eisenheim: Es „hat sich in der neuesten Zeit eine bedeutende Colonie
gebildet. Zahlreiche Häuser sind entstanden und vermehren sich fast mit
jedem Monat, so daß mit Grund erwartet werden kann, daß hier in Mitten
einer bisher fast wüstliegenden Heide in nicht langer Zeit eine blühende
Ortschaft entstehen wird, wie denn jetzt schon vielfach die Rede davon
ist, daß der Plan zur Gründung einer Stadt ausgearbeitet werden soll.“ ­

In diesem Werk über „Gartenstädte und Zechenkolonien“ vorwiegend im
Ruhrgebiet – aber auch in Nordwestdeutschland – vor allem in den Jahren
zwischen 1850 und 1918 werden beispielhaft solche negativen bzw.
positiven „cottages“ bzw. „Colonien“ und aus der deutschen
Gartenstadt-Bewegung entstandenen Siedlungen wie z.B. die Kolonie
Oberhausen-Eisenheim (1846), die Walddorf-Siedlung in Hagen (1907), die
Nordwolle-Kolonie in Delmenhorst (1907), die Gartenstadt Margarethenhöhe
in Essen (1909) und die Zechenkolonie Maximilian in Hamm-Werries (1907)
ausführlich in Bildern und Texten vorgestellt.

Gerhard Kaldewei wurde 1951 in Hamm/Westfalen geboren. Nach dem 2.
Bildungsweg studierte er u.a. Geographie und Geschichte in Münster; in
seiner 1. Staatsexamensarbeit widmete er sich schon 1978 dem Thema:
,,Sozialgeographische Untersuchung zweier Zechensiedlungen bei Hamm
(Radbod in Bockum-Hövel u. Maximilian in Werries).“ Er promovierte 1990
in Hildesheim und leitete ab 1983 Museen und Archive u.a. in
Enger/Ostwestfalen, Kalkar/Niederrhein und Delmenhorst/Niedersachsen.
Seit 1998 nahm er einen Lehrauftrag zur „Geschichte und Didaktik des
Museums“ am Institut für Geschichte der Universität Oldenburg wahr, 2007
wurde er dort zum Honorar-Professor ernannt. Seit 2012 lebt G. Kaldewei
nach seiner Pensionierung in Melle bei Osnabrück in Niedersachsen.