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Neuerscheinung
Die Essener Elisabeth-Schwestern 1843 bis 2017. Gelebte Barmherzigkeit – vor Ort

Frings, Bernhard: Die Essener Elisabeth-Schwestern 1843 bis 2017.
Gelebte Barmherzigkeit – vor Ort, Münster: Aschendorff Verlag 2017, 350
Seiten, umfangreich bebildert, ISBN 978-3-402-13242-5, 19,90 €

Die Ordensgemeinschaft der Essener Elisabeth-Schwestern weist eine mehr
als 170-jährige Geschichte auf. Sie wollten in der Nachfolge Christi den
Dienst am Nächsten mit einem klösterlichen Leben verbinden. So schlossen
sich Mitglieder der letzten Beginen-Konvente zusammen, um die Gründung
des ersten Krankenhauses der Stadt zu ermöglichen, das
Elisabeth-Krankenhaus, das seinen Betrieb am 23. Januar 1844 in den
Räumen des ehemaligen Kapuzinerklosters Essen aufnahm. Die Kongregation
wuchs parallel zur Industrialisierung des Ruhrgebiets und erreichte in
den 1930er und 40er Jahren mit über 700 Schwestern ihre höchste
Mitgliederzahl, ehe ein kontinuierlicher Nachwuchsmangel einsetzte.

Der Historiker Bernhard Frings beschreibt den Aus- wie auch Abbau des
sozial-caritativen Netzwerks der Elisabeth-Schwestern in Krankenpflege,
Altenhilfe und Jugendfürsorge, ihre Einbindung in die
wohlfahrtsstaatlichen Strukturen und ihre tiefe Verflechtung mit der
Region. Ebenso finden die inneren und äußeren Spannungen, die die
Gemeinschaft dabei zu verarbeiten hatte, Berücksichtigung. Zudem wird
erstmals thematisiert, wie sich unter den Schwestern langsam die
Einsicht durchsetzt, ihren historischen Auftrag erfüllt zu haben und
daraus für die Zukunft Konsequenzen zu ziehen. Da viele
Ordensgemeinschaften vor ähnlichen Fragen stehen, eröffnet das Buch
interessante Perspektiven. Zudem wird zum ersten Mal die Geschichte von
Ordensfrauen beleuchtet, die meist aus einfachen Verhältnissen aus dem
Essener Umfeld stammten und deren Anliegen es für lange Zeit war, die
mit der Industrialisierung verbundene Not zu mildern.

„Es ist merkwürdig, wie sehr die Geschichte der katholischen,
sozial-caritativ tätigen Ordensfrauen bis in die Gegenwart im völligen
Gegensatz zu ihrem faktischen Gewicht für die Christen und
Kirchengeschichte nur vergleichweise geringe Beachtung gefunden hat“, so
Professor Wilhem Damberg von der Ruhr-Universität Bochum bei der
gestrigen Buchvorstellung. „Bisher wurde eigentlich nicht realisiert,
dass unter allen geistlichen Berufungen der katholischen Kirche bis
weit ins 20. Jahrhundert hinein dreimal mehr Frauen als Männer zu finden
waren, dass der Aufbau der Strukturen der katholischen Lebenswelt in
Kirche und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert ohne diese Frauen gar
nicht möglich gewesen wäre.“

Bernhard Frings, geb. 1964; Studium der Geschichte und Katholischen
Theologie in Münster; 2006 Promotion; Forschungsschwerpunkte: Caritas-
und Ordensgeschichte, am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des
Mittelalters und der Neuzeit an der Ruhr-Universität Bochum Projekte zur
konfessionellen Heimerziehung in den 1950/60er Jahren; aktuell
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bayerische
Landesgeschichte an der Universität Regensburg.