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Fritz-Bauer-Ausstellung ab 15.10 in Dorsten

Jüdisches Museum Westfalen zeigt Fritz Bauer-Ausstellung

Eröffnung am 16. Oktober 2017

Fritz Bauer hat als Generalstaatsanwalt und Initiator des Frankfurter
Ausschwitz-Prozesses bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Im
größten Nachkriegsprozess der BRD stellte er den NS-Staat in den Mittelpunkt
des Verfahrens und nicht nur einzelne Straftäterinnen und Straftäter. Mit
dem Frankfurter Ausschwitz-Prozess wurde das Schweigen über das
unvorstellbare Leid im Konzentrations- und Vernichtungslager
Auschwitz-Birkenau und auch über den Holocaust gebrochen. Der Gerichtssaal
wurde zu einem Klassenzimmer der Nation. Die Ausstellung „Fritz Bauer. Der
Staatsanwalt. NS-Verbrechen vor Gericht“ thematisiert sowohl seinen Einsatz
im Ausschwitz-Prozess, die Beteiligung an der Überführung Adolf Eichmanns
als auch seine eigene Lebensgeschichte, die die großen Verwerfungen des 20.
Jahrhunderts spiegelt.

Im NS-Staat wurde Fritz Bauer als Sozialdemokrat und Jude ausgegrenzt und
verfolgt. Er rettete sich in die Emigration, zunächst nach Dänemark, dann
nach Schweden. Auch im Exil setzte er sein politisches Engagement fort.
Fritz Bauer kehrte nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland zurück
und wurde zu einem der bedeutendsten und juristisch einflussreichsten
jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als Staatsanwalt
revolutionierte er das überkommene Bild dieses Amtes. Er konfrontierte die
Nachkriegsgesellschaft unnachgiebig mit ihrer eigenen Vergangenheit. Für ihn
waren Schutz und Würde des Einzelnen, insbesondere vor staatlicher Gewalt,
wichtiger als eine Staatsräson um jeden Preis. Sowohl in Frankfurt als auch
in Braunschweig ließ er den Artikel 1 des Grundgesetzes an die
Gerichtsfassade anbringen. Außerdem kämpfte Fritz Bauer als einer der Ersten
um die die Rehabilitation der Widerstandskämpfer vom 20. Juli 1944.

Die Ausstellung dokumentiert die verschiedenen Lebensstationen Bauers:
Kindheit und Jugend Bauers im Kaiserreich und in der Weimarer Republik sowie
die Stuttgarter Jahre, auf die die Emigration nach Skandinavien folgte. Auch
die Exilzeit wird umfangreich behandelt. So werden beispielsweise Dokumente
der dänischen Ausländerbehörde erstmals gezeigt. Bauers Wirken in der jungen
Bundesrepublik, die Beteiligung an der Ergreifung Adolf Eichmanns und der
Frankfurter Ausschwitz-Prozess sind zentraler Bestandteil. Zudem soll seine
Rolle als Sozialdemokrat näher beleuchtet werden – er war nicht lediglich
ein kämpfender Außenseiter. Mit dem bisher wenig beleuchteten Kapitel der
Wiedereingliederung ehemaliger Nationalsozialisten in die
bundesrepublikanische Gesellschaft zur Zeit des Kalten Krieges erforscht die
Ausstellung auch den Kontakt Bauers zu der Generalstaatsanwaltschaft der
DDR, die Einsicht und Austausch von Beweisdokumenten anboten. Bauer nahm als
einer von wenigen Generalstaatsanwälten deren Angebot an, um die juristische
Aufarbeitung von NS-Verbrechen voranzubringen.

Kollegen und Freunde Fritz Bauers haben immer wieder die beeindruckende
persönliche Präsenz des Generalstaatsanwalts hervorgehoben. Neben
Dokumenten, Fotografien und Exponaten aus dem persönlichen Nachlass, sind es
vor allem die zahlreichen Bild- und Tondokumente, mit denen die Besucher
Fritz Bauer als glänzenden Rhetoriker, als streitlustigen Diskutanten und
als nachdenklichen Gesprächspartner entdecken können.

Die Ausstellung wird am 15.10.2017 um 11:00 Uhr eröffnet. Sie ist zu sehen
bis zum 25. Februar 2018.

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JÜDISCHES MUSEUM WESTFALEN
Julius-Ambrunn-Str. 1, 46282 Dorsten

www.jmw-dorsten.de